Tagebuchbloggen

Oktober-Liste 2022

Foto-Collage für en Oktober 2022

  • Warum ist zeichnen so anstrengend?! Sobald ich einmal im Flow bin, ist es easy und macht Spaß, aber hineinzukommen in den Flow, das ist echt schwierig manchmal.
  • Den ganzen Monat über finde ich das Arbeiten im Home Office irgendwie zäh und anstrengend. Überall ist Ablenkung, und weil die Gespräche an der Kaffeemaschine wegfallen, erwartet man irgendwie von sich, doppelt und dreifach so lange zu arbeiten wie in einem Büro. Das ist doch Quatsch.
  • Wenn ich zu viel über die Lage der Welt nachdenke, wird mir übel. Ich nehme mir aber fest vor, nicht in heillosen Pessimismus zu verfallen, vermeide Nachrichten und Doom Scrolling und flüchte mich ab und an in die heile Welt auf TikTok. Macht nicht unbedingt glücklicher, aber lenkt ab.
  • Weitere Strategie gegen Weltschmerz: Make good memories!
  • Habe mich endlich überwunden, mal wieder Schwimmen zu gehen. Das kältere Wasser der Schwimmhallen ist nicht so schlimm, und die Tatsache, dass ich nur Brustschwimmen und nicht Kraulen kann, habe ich elegant überspielt (durch wildes Plantschen). Ansporn dafür war das Buch »Bahnen ziehen« von Leanne Shapton, das mir Nina geschenkt hat. Hat Spaß gemacht – das Lesen und das Schwimmen!
  • Bei jeder Impfung wieder dankbar, dass wir in einem Land leben, in dem das einfach so geht, und dass ich in einer Bubble lebe, in der alle das Angebot nutzen.
  • Hatte im Oktober auch einen herrlich grotesken Chaos-Moment, und ich kann immer noch darüber und über mich lachen. Der beste Witz bin immer noch ich selbst!
  • Ist man mit nur noch einer halben Augenbraue noch ein ganzer Mann?!
  • Wirken immer noch Wunder: Sofasonntage (wie hier im Christowski Blog schon 2014 beschrieben).
  • Mal wieder gemerkt: Zeichnen kann ich, malen dafür absolut überhaupt und rein gar nicht. And that’s okay!
  • Beim Beobachten anderer Leute immer wieder gedacht: Ich wünschte mir, ich wäre so gut darin, Platz einzunehmen, laut zu sein, nicht zu sehr darüber nachzudenken was andere stören könnte. Einfach mal einen Döner im Kino essen, why not! Wer sich zu sehr daran stört, sagt dann schon was.
  • Apropos Kino: Triangle of Sadness von Ruben Östlund. Hard to watch, aber auch sehr, sehr gut.
  • Nach 10 Jahren mal wieder im LUX gewesen und auf genau die Menschen gestoßen, die vor 10 Jahren mit dem LUX aus meinem Leben verschwunden sind.
  • Zwischendrin mal wieder das gemacht, was ich sehr mag und gut kann (Websites bauen) und dabei gemerkt, dass ich immer noch Freude daran habe. Das hat gut getan.
  • Kontrovers: Ich bin Team Zeitumstellung! Ich liebe diese eine Stunde im Herbst, die einem geschenkt wird, und die den ganzen Tag so schön zähflüssig macht.

September-Liste 2022

Collage of photos from September 2022

  • Mal wieder gemerkt: oft mache ich mir das Leben schwerer, als es sein müsste, und züchte Probleme dort, wo gar keine sind. Schluss damit!
  • Bei Village One haben wir neben der Projektarbeit endlich unsere Arbeitsverträge aufgesetzt, und nun geschehen auf eimal sehr formale Dinge wie Gehaltsauszahlungen. Fühlt sich irgendwie riesig an!
  • Anfang des Monats war ich fünf Tage in in Rom. Das war schön! Hier sind meine Reisenotizen: Roma caput mundi
  • Zurück in Berlin, passe ich für zehn Tage auf Martins Katze Fenchel auf: Die Anwesenheit von jemandem, der kein Mensch ist, ist ungewohnt und sehr schön. Am Telefon sagt Eva: »Christoph, auf den Fotos mit der Katze sahst wirklich überglücklich aus!« Es wird jetzt wirklich mal Zeit.
  • Noise-cancelling days: Die Tage, die keine Arbeitstage sind, lassen mich besonders produktiv sein.
  • Nach zwei Jahren gebe ich mein Büroplatz in einem Gemeinschaftsbüro auf. Ich muss sagen: Es war schon echt gut, ein Platz zum Arbeiten zu haben, der nicht in der eigenen Wohnung liegt – gleichzeitig war es zu einem großen Teil der Zeit auch nur Theorie, und ich bin nie hingegangen, sondern zu Hause in Jogginghose vor dem Rechner hängengeblieben. Vielleicht versuche ich das wann anders nochmal. 
  • Gute Sonntage: Rödeln, räumen, Fangen mit der Katze spielen.
  • In einen Menschen wirklich hineingucken kann man vor allem, wenn man sieht, wie er mit Tieren interagiert.
  • Habe Pflaumenkuchen gebacken, das war gut. In meiner Fantasie bin ich jemand, bei dem es ständig selbst gemachten Kuchen zu Hause gibt. Aber das ist leider wirklich nur Fantasie.
  • Schönste anstrengende Sache: Wandfarben aussuchen. Dieses Jahr wird meine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, extrem strapaziert. Entscheidungsfreude ist leider wirklich keine ausgeprägte Eigenschaft von mir, und dieses Jahr stehen lauter große Dinge an, die entschieden werden wollen (größer als Wandfarbe). Für einen naiven Moment dachte ich, dass manche Dinge auch einfach von Expert·innen entschieden werden könnten, die ich dann bezahle und dann mit einer klugen Entscheidung weiterarbeite, aber so einfach ist es nicht: Am Ende bin doch ich die Person, die mein Leben in der Hand hält und lenkt – und das ist ja eigentlich auch eine sehr gute Sache!
  • Bisschen viel auf der Stelle getreten diesen Monat. Mehrmals ins Tagebuch geschrieben, dass ich dankbar bin. Mehrmals notiert, dass ich frustriert bin, und ziemlich oft auch einfach gar nix aufgeschrieben, weil nichts passiert ist.
  • Zum Ende des Monats hin sehne ich mich nach kreativer und künstlerischer Inspiration und Schaffenskraft. Ich bräuchte Input, bin leer. Ein Ausflug zu Boesner hilft da schon ein bisschen, zu Papier habe ich dann aber trotzdem noch nichts gebracht.
  • Aber im Zweifel hilft dann doch immer immer: Automatic Writing. Don’t cry, work.

August-Liste 2022

  • Schön: Mit N. bei Pommes über Design und das Leben sprechen.
  • Croissants mit Marillenmarmelade, New Yorker lesen im Bett, nachmittags rödeln in einem leeren Büro, abends FaceTime. Easy Sundays.
  • Einmal ordentlich zusammenbrechen tut manchmal richtig gut. Wer braucht teure Detox-Rituale, wenn man einfach mal mitten auf der Straße alles über sich hereinbrechen lassen kann. Danach ging’s besser.
  • Sonja sagt: »Mit 40 habe ich beschlossen: Ab jetzt bin ich für andere die ältere Kollegin, die ich selbst gerne gehabt hätte.« Das war sie auch für mich, bin sehr dankbar dafür.
  • Das erste mal seit langem das Gefühl wiederentdecken, dass etwas nicht egal ist. Dass es um etwas geht. Gefällt mir irgendwie nicht, leider.
  • Überraschungspost im Briefkasten: Leanne Shaptons Buch »Bahnen ziehen«. Seitdem sehr motiviert, endlich ordentlich schwimmen zu lernen (also, kraulen!).
  • Mitte August fand unser Schreibworkshop »Writing = Design« an der UdK statt. Zum dritten Mal, das erste Mal in Präsenz. Es war großartig, tolle Woche, tolle Texte, tolle Klasse. Am Ende lagen sich quasi alle weinend in den Armen und ich hatte das Gefühl, dass alle sehr viel voneinander gelernt haben.
  • Das schönste Feedback war mitunter, dass Sonja und ich so einen sicheren Raum zum Schreiben und Sprechen geschaffen hätten. Und das ist doch was.
  • Mitte August: Ein Hund fürs Wochenende. Nix für mich. Besonders nervös macht mich dieses hektische Atmen und Hecheln!
  • Anfangs hat es noch geklappt, die Hitze auszusperren, aber irgendwann schafft sie es herein, und ich ergebe mich und Klappe erschöpft den Rechner zu. Es ist heiß, kein Wunder, die Welt brennt.
  • Bewege mich wie ein Faultier, körperlich und auch geistig?!
  • Die ganze Zeit so ein komisches Gefühl im Nacken: Irgendwas stimmt nicht. Irgendeine Vorahnung. Der Gedanke, überrollt zu werden von der Welt. Was ist das?
  • Aber im Alltag davon keine Spur. Unsere Genossenschaft zum Beispiel wächst und gedeiht. Wir sind nun zu viert!
  • Sowieso gab es im August viele Gelegenheiten, um anzustoßen. Und das haben wir dann auch gemacht.
  • Nochmal ein paar richtig gute Sommerabende gehabt: Grüne Limos im Melitta Sundström, Pommes im Südblock, Essen bei Knofi. All diese Läden gibt es noch, für uns, und ich gehe viel zu selten hin.
  • Gegen schlaflose Nächte mehrmals Tabellen und Zahlen herumsortiert. Klappt schon alles, bin nur so müde.
  • Hilft auch: einmal mit dem Rad rund ums Tempelhofer Feld. Wieso mache ich das so selten? Denke ich, und drehe noch eine zweite Runde.

Juli-Liste 2022

Bildersammlung aus dem Juli 2022, zum Beispiel ich auf dem Fahrrad, ein durchtrennter Zweig, eine Limonade, ein japanischer Garten

  • Der Juli beginnt mit einem Paukenschlag: Ich habe eine Genossenschaft mitgegründet! Mehr Infos darüber gibt es hier.
  • Am ersten Juli also direkt: Erschöpfung und große Freude!
  • Pflanzen kaufen, Spaghetti kochen, Radfahren: Alles ist schön(er) zusammen.
  • Ich kämpfe seit Monaten mit Konzentrationsschwierigkeiten, und schiebe die Schuld auf Social Media. Mehrmals diesen Monat lösche ich alle Apps von meinem Handy, stelle das Display auf Schwarzweiß, Flugmodus, vergrabe es an der Biegung des Flusses. Ich nehme mir vor, an meiner Tagesroutine zu arbeiten: Morgens kein Handy, weniger Koffein, Meditation. Es klappt so mittelgut.
  • Das Jahr ist über den Zenith, und es passiert so unfassbar viel, dass ich es manchmal nicht genießen kann, sondern mit Scheuklappen durch die Monate hetze.
  • Bin fest entschlossen, mich ab jetzt nicht mehr so zu stressen. Wozu auch?!
  • Rihanna-Voice: Work Work Work Work Work Work / PDFs PDFs PDFs PDFs PDFs / Steuer Steuer Steuer Steuer Steuer Steuer / E-Mails E-Mails E-Mails E-Mails E-Mails E-Mails
  • Ich wurde in einem relativ formalen Setting gefragt, was meine Schwächen seien. Ich fand die Frage extrem unseriös! Ich antwortete also etwas unbeholfen: »Na ja, also ich bin sensibel; das ist zwar keine Schwäche, aber wird einem manchmal als solche angerechnet …« Unangenehm. Red Flag, diese Frage!
  • Wenn mir leicht esoterisch angehauchte Frauen im mittleren Alter von ihren spirituellen Wanderreisen erzählen, werde ich einfach schwach und bin schock-verliebt.
  • Im Hamburger Bahnhof sehe ich einen kleinen Zweig, den der Künstler Daniel Steegmann Mangrané akribisch in der Mitte durchtrennt hat. Irgendwas macht er mit mir.
  • N. schenkt mir in der Buchhandlung ein Buch: »Die Freiheit, frei zu sein« von Hannah Arendt. »Das ist doch dein Thema, Christi!«
  • Das Leben hier fühlt sich nicht mehr neu an. Wir sind nun schon so lange in dieser Stadt, dass sie uns nicht mehr ständig überrascht. An alles haben wir Erinnerungen von vor 10 Jahren, das Allermeiste hat nun irgendeinen Vergleich aus der Vergangenheit. Nach den neuen Dingen muss man nun noch aufmerksamer suchen.
  • »Ich habe mal wieder Lust auf eine Party mit vielen fremden Leuten, auf der man sich ganz neu erfinden kann!«
  • Mein Lehrauftrag an der UdK ging zu Ende. Wie schnell dieses Semester vorbei war … Mein Kopf raucht, und ich bin nicht sicher, wer hier wirklich etwas gelernt hat: Die Studierenden oder vor allem ich selbst?
  • Alles was ich will ist lange frühstücken, im Café sitzen, malen und Kuchen essen. Die Welt soll mich in Ruhe lassen mit ihrem Erwachsenenkram!
  • Immer wieder überrascht, wie nervös ich durchs Leben gehe, bei sämtlichen Job-Sachen aber absolute Ruhe bewahren kann.
  • Liebe es, wenn andere Leuten Essen für mich zubereiten! Es ist die schönste Geste, wenn mir jemand eine Vesperdose mit einer handgemachten Stulle überreicht.
  • Ähnlich gut: Andere Leute mit einem Einkauf überraschen (zum Beispiel Freunde in Quarantäne). Man kann all die Dinge kaufen, die sich die andere Person (oder man selbst) niemals kaufen würde (Joghurt mit der Ecke), und teilt so ein Stück persönliche Alltagskultur.
  • Das kam unerwartet: Habe in Brandenburg meine Freude an akribisch gepflegten japanischen Gärten entdeckt.
  • Auf dem CSD mal wieder fast kurz zu heulen begonnen: Einfach da sein können, zwischen so vielen gut gelaunten, queeren Leuten. Ein Tag für uns, und alle wollen und können teilhaben.
  • Wochenends: Radeln durch Brandenburg.
  • Besuch im Haus der Wannseekonferenz: Manchmal muss ich mich zwingen, mich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen. Ich denke schnell: Das weiß ich ja alles schon. Aber das Erinnern ist mindestens genau so wichtig wie das Wissen selbst (und vieles weiß ich dann doch noch nicht).
  • Im Juli am eigenen Leibe erfahren: Mut lohnt sich.
  • Zwischendurch immer wieder kurz Weltschmerz: Corona, Krieg, Affenpocken, Energiekrise, Klimakatastrophe. Wie machen wir das alles?

Juni-Liste 2022

  • Irgendwo ist immer Feuerwerk in dieser Stadt.
  • Unterm Strich kann man den Juni mit dem Fazit beenden: Ich bin ein nervliches Frack. Um das direkt mal zu klären. Der Monat bestand aus einer Flut aus Dokumenten, Calls, Stresssituationen und nebenbei auch noch einem Haufen Arbeit. Die 10 Tage Urlaub, die auch noch passiert sind, hätten auch gerne doppelt so lang sein können. Aber immerhin: Sommer!
  • Ich bin die Person, die am liebsten nach dem ersten Drink nach Hause geht. S. sagt: »Wir sind eben Leute, die sich entspannen, wenn sich die Reize um uns herum reduzieren.«
  • Vorwürfe, die nicht als solche formuliert sind, sind trotzdem Vorwürfe. Sie zu enttarnen und dann mit ihnen umzugehen, ist gar nicht so einfach.
  • Take Me as I am (Max Cooper Remix).
  • Ich telefoniere mit S., erzähle ihr von all den Baustellen. Sie versichert mir, dass sich der Stress lohnen wird. Die Freunde, die einen ermutigen, sind die besten Freunde!
  • Seit Jahren mal wieder auf der re:publica. So viele Eindrücke, so viele Menschen! Aber auch: Seit langem mal wieder das Gefühl, außerhalb des Internets unter sehr vielen Leuten zu sein, die ein bisschen ticken wie ich. Oder zumindest sehr ähnliche Interessen haben.
  • Wie E. da auf der Bühne sitzt und spricht – sie beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue, so unfassbar klug und bedacht ist sie, wenn sie diskutiert und über Dinge reflektiert.
  • Das Leben Ü30: Alles ist gut, solange ich vor 24 Uhr ins Bett gehe.
  • Ich frage Thilo, womit ich im Internet berühmt werden könnte. Seine Antwort: »Shirtless Content.« Ernüchternd! Vielleicht ist Internet-Fame doch nichts für mich.
  • Robin Thiesmeyer (Meta Bene) auf der .txt Konferenz über sein Notizbuch: „Es lebt nach der Chaostheorie. Alles hat mit allem zu tun.“ Notiz an mich: Mehr in mein Skizzenbuch kritzeln! Ich folge diesem Rat am Abend und bin erstaunt darüber, wie viel nach so einem Tag aus dem Kopf noch raus aufs Papier muss.
  • Für mich sein: Mein optimaler Aggregatzustand.
  • Merken, dass etwas nicht klappt, und es egal finden. Irgendwie erleichternd.
  • Es ist immer gut, einen Plan B, und dann auch noch ein Plan C zu haben. Wenn das mit der Wohnung nicht klappt, gehe ich nach Wien. Wenn das mit Wien nicht klappt, gehe ich in den Wald und vergrabe mich.
  • Ich packe seit Jahren mal wieder für einen längeren Urlaub, und fühle mich dabei wie ein absoluter Amateur. Ich will am liebsten meine ganze Wohnung mitnehmen, und kann plötzlich Wohnmobil-Enthusiasten total verstehen. Mein letzter Urlaub mit Flug und Strand und Meer ist Jahre her – kein Wunder, dass ich das alles verlernt habe.
  • Die Wucht, mit der diese kleine weiße Tablette meine Angst auflöst, ist einfach nur abgefahren.
  • Komplett positiv beeindruckt von Griechenland und vor allem Athen. Was für eine schöne, kaputte, wirre Stadt.
  • Für mein zukünftiges Leben will ich mir ein Beispiel an Griechenlands Katzen nehmen: Sie haben keine Angst von niemanden und lassen es sich überall gut gehen. Auch auf den mit Touristen vollgestopften Treppen zur Akropolis liegen sie herum und sonnen sich.
  • Mit dem Taxi zur Fähre, mit der Fähre auf die Insel, mit dem Taxi über die Serpentinen in die Stadt. Dafür, dass mir sonst schon schlecht wird, sobald ich länger als 10 Minuten in einem Auto sitze, war das alles überraschend machbar.
  • Bzgl. Thema Urlaub: Pool > Strand.
  • Allerschlimmste Erfahrung der letzten vier Wochen: Gesichtsmassage. Das war wirklich das schrecklichste, wofür ich (unfreiwillig!) jemals Geld ausgegeben habe.
  • Ich mag, wie beim nichts tun die Zeit verschwimmt.
  • Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub fühlt sich so frisch an wie lange nicht mehr. Wie schafft man es, nicht sofort wieder einzurosten?

Mai-Liste 2022

collage of images, like friends, flowers and fruits

  • 2. Mai, ich gebe mein erstes richtiges Seminar an der UdK. Mit Henning Wagenbreth in der Illustrationsklasse. Alles ist irgendwie surreal, vor allem, dass ich so wenig nervös bin. Was ist da los?!
  • Ich konnte in diesem Monat einige neue Dinge auf meine »Nein«-Liste schreiben, die mich im Nachhinein immer dankbar aufatmen lässt. Puh. Zum Glück habe ich das abgelehnt und keine Zeit dafür investiert.
  • Der Mai war definitiv zu voll mit Gesetzestexten, Juristensprech, Fremdwörtern und schlecht gescannten PDFs. Sobald man sich einen Tunnel durch die PDF-Berge gegraben hat, fällt man in ein noch tieferes Loch und es dauert wieder eine Woche, bis man den Begriff entschlüsselt und das richtige Dokument angefordert hat.
  • Generell: wolkig im Kopf.
  • Manchmal dauern 15 Minuten im Kopf 75 Minuten, und das frisst richtig viel Energie.
  • Habe mich mehrmals bei der Unsicherheit ertappt, ob Dinge nun tatsächlich oder nur im Traum passiert sind. Sowieso: Viel wild geträumt im Mai.
  • Sich hier und da nochmal beweisen, dass man gewisse Dinge kann, das muss manchmal sein.
  • Für die warmen Tage im Mai war der Südblock mein Happy Place. Pommes forever!
  • Außerdem: Nudeln und Netflix. Deep Dish Pizza bei Magic John’s. Tonka-Eis mit Sesam-Krokant mit Eva im Treptower Park. Aperol Spritz, fuzzy im Kopf. Schlimmster Koffeinrausch seit dem Club-Mate-Bachelor-Studium.
  • Ich bin eigentlich wirklich durch mit dem Coming-of-Age-Thema, aber Heartstopper hat auch mich gekriegt. So wholesome; und für Leute wie mich, die eine Schulzeit voller Queerfeidlichkeit und Tabuisierung erlebt haben, auch irgendwie eine Versöhnung.
  • Erkenntnis im Biergarten: Wir sind schon auch ein bisschen cooler geworden.
  • Jeden Tag dankbar dafür, keine OKRs im Nacken sitzen zu haben.
  • Den halben Monat damit verbracht, einen Haken zu suchen, aber es findet sich einfach keiner.
  • Mein wertvollster Besitz sind, und das klingt kitschig, zwei Kisten voller Briefe. An einem Freitag Abend bin ich darin versunken. Ich habe die schönsten Briefe von den besten Leuten. Schickt euch (mir!) Briefe, Leute!
  • Ich treffe Paul im Wedding. Er gibt mir eine Schreibaufgabe: 1000 Zeichen über meine Emotionen unserer Begegnung. Er hat mit eine 2+ drauf gegeben. Emotionstechnisch geht noch was.
  • Seit Wochen keinen Bleistift oder Pinsel mehr in der Hand gehabt. Seit sechs Monaten keinen Newsletter verschickt. Meine Kreativität trocknet vor sich hin wie eine kleine alte Rosine.
  • Aber immerhin: Neuköllner Maientage! Ich liebe die Soundkulisse, das Publikum, die Lichter. Alles, was mir sonst viel zu viel ist, sauge ich auf wie ein Schwamm.
  • Ein Freund erzählt mir eine Übung aus seiner Verhaltenstherapie: Schuhe kaufen und direkt danach zurück bringen. Würde ich mich niemals trauen! Sollte ich also mal ausprobieren.
  • Feiertage: Perfekt zum Arbeiten, niemand stört.
  • Meine Stimmung ist immer genau wie das Wetter. Die letzten Mai-Tage waren ein wilder Ritt aus Sonne, Sturm und Regen. Ich kann nicht mehr.
  • “Whatever you plan on happening, never happens. Stuff you would never think of happens. So you just have to come on. Come on, come on, come on, come on …”

April-Liste 2022

  • Manche kämpfen noch in den Schlachten, in denen man selbst schon gesiegt hat. Das eigene Fortkommen sehen, das ist auch was. Zu merken, dass »It gets better« nicht nur eine Floskel ist.
  • Gutes Gefühl, das für Freelancer manchmal rar ist: etwas machen, und nicht allein damit sein.
  • Slow Sundays.
  • Habe meinen Rhythmus gefunden: Morgens früh aufstehen und eine Stunde arbeiten, dann zum Sport, denn dann sitzt mir die Arbeit nicht mehr so im Nacken und ich hab’ den Kopf frei.
  • Bin jetzt einer dieser Menschen, die regelmäßig zum Sport gehen, weil »mir das einfach total gut tut«.
  • Einerseits ärgere ich mich, wenn ich 10 Folgen The Office schaue anstatt ein Buch zu lesen, andererseits genieße ich es auch. Und GENUSS ist schließlich mein Jahresmotto!
  • Die Frau, die in der Oper um einen Platz am Rand bittet (»Ich brauche einen Fluchtplatz!«). I feel you.
  • Ansonsten von diesem Abend gelernt: Oper ist nix für mich. Fragt mich in 20 Jahren nochmal.
  • Sehr oft passiert im April: Bis 10 Uhr geschlafen und mich danach gefühlt als hätte mich jemand verdroschen.
  • Jemand sagt mir in einem Workshop, ich hätte eine »charming personality«, und wenn das nix ist, was dann?!
  • Gestrandet in Brandenburg: Wir essen billigen Blechkuchen in einem tristen Café. Dass Brandenburg ständig all seine eigenen Klischees erfüllt, finde ich überraschend konsequent.
  • Mit eigenen Ohren gehört: Wohnen auf der Karl-Marx-Allee ist lauter als es schön ist. Sowieso, diese Straße, was stimmt nicht mit ihr? Sie wäre ein Traum für Fußgänger, wenn es nur Gründe gäbe, auf ihr zu flanieren.
  • Kurz den eigenen moralischen Kompass in Frage gestellt (und dann via Telefonkette von allen Freunden bestätigt worden).
  • »For a gay guy, if you’re not going to be the stud, you might as well be the freak«. Patrick Moore in der neuen Netflix-Serie über Andy Warhol
  • »A few years into a decade is when it really becomes a decade«, schreibt der in sein Tagebuch. Lasst uns also noch ein paar Jahre durchhalten, um zu sehen, was aus den 20ern des 21. Jahrhunderts wird.
  • »In some ways, it’s the way we figure out who we are, rather than express who we are« sagt Glenn Ligon über Wahrhol und seine Queerness. Wie Kleist: »Die Idee kommt beim Sprechen.«
  • Ostern allein zu Haus: Spaghetti mit Feta und roter Beete, Tortiglioni mit Kichererbsen und Parmesan, Ravioli mit Zucchini und Kirschtomaten.
  • Zur Feier der Feiertage rasiere ich mir einen Schnurrbart. Im Spiegel: eine völlig andere Person. Es sieht nicht komplett schrecklich aus, aber ich glaube, es ist gerade nicht die Person, die ich sein will.
  • Nachmittags aus Lust und Laune rüber zum Traumeck und mir eine kleine Portion Pommes gegönnt – beste Leben!!
  • Hockney in der Gemäldegalerie, Gabby auf dem Tempelhofer Feld, Paul am Potsdamer Platz.
  • Unter Druck entstehen Diamanten – oder zumindest die Vorbereitungen meiner Workshop-Woche.
  • Gestrandet in Hannover: Was haben Menschen eigentlich vor Smartphones gemacht?!