Mai-Liste 2025

Collage aus dem Mai: Computermuseum, Warschau, ein voller Desktop am Laptop

  • Ich habe mich akribisch auf meinen Friseurbesuch vorbereitet, den Namen des Haarschnitts herausgesucht, und mehrere Begleitfotos zur Illustration auf mein Handy geladen. Auf dem Friseurstuhl platziert bitte ich die Friseurin, eine junge Frau mit türkischen Wurzeln, um besagten Haarschnitt, und zeige ihr die Fotos. Sie schaut mich ungläubig an. »Na, die Seiten willste kurz, richtig? Weißte wie man das hier bei uns nennt?! Kanakenhaarschnitt! Das wolln die nämlich alle!«
  • Freunde nur alle paar Wochen zu treffen und dennoch zu 100% in sync zu sein; es gibt nichts wertvolleres und schöneres als das.
  • In der Zeitung lese ich einen Text über einen Lehrer, der sich an seiner Schule gegen Rechtsextremismus stark macht, folglich von der AfD bedroht und schließlich von seiner Schulleitung zurückgepfiffen wird. Dass er an seiner Schule nicht mehr wisse, ob seine Haltung gegen Demokratiefeindlichkeit geschützt sei, sagt er.
  • Vier Frauen in der Straßenbahn tauschen Haartipps aus. »If I do it like that, I look like George Washington.« »I look like Chaka Khan!» »And like this [ruffles hair], I get mistaken for Shah Rukh Khan!«.
  • Im Radio spielen sie einen alten Song von Nelly Furtado. Daraufhin höre ich zwei Tage lang ununterbrochen I’m like a bird und Powerless. Dann, ein paar Tage später, läuft in der Kneipe Fred von Jupiter. Ich bin frei (like a bird), und im nächsten Ohrwurm gefangen.
  • Wir gucken den ESC, weniger aus musikalischem Interesse als vielmehr einfach um des Events Willen. Harmlose Dinge, in die ich mich sorglos hineinsteigern kann, sind mir die liebsten.
  • Drei Tage in Warschau. Die Stadt ist schön, merkwürdig sauber, und die ausnahmslos gut gekleideten Menschen hier lieben besonders: 1) Starbucks, 2) Softeis, 3) Parfümerien. Und natürlich Piroggen, ganz zurecht!
  • Ich schlendere durchs Warschauer Technikmuseum und stelle fest, dass offenbar jedes technische Gerät irgendwo einen polnischen Ursprung hat. So wurde etwa die Armbanduhr von einem Polen (Antoni Patek) erfunden, und natürlich das Telefon höchstpersönlich (Henryk Magnuski hat immerhin das Walkie-Talkie erfunden). Ich lese später, dass es »typisch polnisch ist, in großen Errungenschaften das eigene Land entdecken zu wollen«.
  • Merkwürdig, dass auch bei Partys, auf denen nur Freaks sind, am Ende die gleichen Gruppen wie auf dem Schulhof entstehen: die Coolen, die Fiesen, die Kiffer, und die Looser.
  • Ich will immer tausend Dinge tun und mache daraufhin dann aus einer Schockstarre heraus gar nichts. Dafür gibt es doch bestimmt einen psychologischen Fachbegriff?!
  • Viel mehr war nicht im Mai. Warten auf den Sommer, bei konstanten 16 Grad Celsius.