Dr. Schnarchenbergers schnelle Einschlafhilfen

Kissenstudien Zeichnung von Albrecht Dürer

Bild: Kissenstudien von Albrecht Dürer

Ich habe das Glück, selten unter Schlafschwierigkeiten zu leiden. Normalerweise falle ich rasch in einen tiefen Schlaf, der sich allmorgendlich pünktlich um 7.45 Uhr von selbst beendet. Einige meiner Freunde jedoch werden oft von Schlafstörungen, wachen Nächten und scheinbar undurchdringbaren Gedankenkreiseln heimgesucht.

Mein Instagram-Algorithmus schlägt mir (anstatt ihnen!) seit neuestem immer wieder halbwissenschaftliche und pseudekluge Einschlaftipps vor. Damit sich niemand sonst diese unsäglichen Reels angucken muss, hat Dr. Schnarchenbergers sie hier für die geneigte Leserschaft versammelt. Wir wünschen geruhsame Nächte!

Tipp 1: Zählen und Blinzeln

Begeben Sie sich in ihre übliche Schlafposition und schließen Sie die Augen. Zählen Sie nun langsam bis 30. Öffnen Sie anschließend für ca. fünf bis zehn Sekunden Ihre Augen – jedoch nur einen kleinen Spalt breit! Anschließend wiederholen Sie den Vorgang. Bis Sie eingeschlummert sind.

Tipp 2: Wörterdröseln

Auch hier starten Sie in Ihrer gewöhnlichen Schlafposition, mit geschlossenen Augen. Wählen Sie nun ein einfaches Wort, und stellen Sie es sich in großen Buchstaben vor. Etwa das Wort DISTEL. Nun beginnen Sie, zu jedem der Buchstaben jeweils drei Worte aufzustählen. DISTEL. D wie Dromedar, Dinkel, Druckluft. I wie Ingwer, Igel, Iserlohn. S wie Säbel, Schnaps, Schlafen. Und so fort. Das machen Sie mit immer neuen Wörtern – bis Sie schlafen.

Tipp 3: Tierische Achter

Machen Sie sich bettfertig. Augen zu! Wählen Sie nun einen Buchstaben des Alphabets, etwa M. Nun beginnen Sie, zu zählen. Bei jedem Achterschritt (8, 16, 24, 32, 40, 48, etc.) halten Sie inne – und denken an ein Tier mit dem Buchstaben M. Marder! Zählen Sie weiter (… 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16!), M!, Meerschweinchen. Und so fort. Das funktioniert natürlich auch mit Pflanzen, Dingen, Städten, Ländern, oder Flüssen. Aber Achtung: Mache Sie es sich nicht zu kompliziert.

Schöne Träume wünscht Ihnen
Ihr Dr. Schnarchenberger

November-Liste 2024

Collage mit Fotos

  • Biedermann und die Brandstifter im Berliner Ensemble. Damit habe ich mir eine kleine Bildungslücke geschlossen. Großartig, kurzweilig, höchst aktuell und brandgefährlich. Sehr empfehlenswert.
  • Ich bin zum Dinner bei Freunden eingeladen. Es ist schick, mit Stoffservietten und Silberbesteck, und nach dem Essen versammeln sich einige Gäste um das Klavier und klimpern. Es ist schön, wie in einem Film, surreal. Der einzige nichtmenschliche Gast, ein riesiger Hund namens Wolle, hat sich zum Dösen in die Küche verkrümelt.
  • Kontrastprogramm zu Ossobuco auf Meissener Porzellan: Plantbullar mit Pommes bei Ikea. Da war ich auch schon ewig nicht mehr. Bin ich alt und dekadent geworden, oder ist es mittlerweile wirklich total ramschig dort?!
  • Ich besuche das erste mal das Futurium, und obwohl ich wenig Zeit habe und nur so durchrausche, habe ich einige gute Fakten und vor allem: gute Fragen mitgenommen.
  • Gisela versteinert immer, wenn sie ihren kleinen gelben Regenmantel anziehen muss. Nichts hasst sie mehr. Sagen wir so, wettertechnisch war der November nicht ihr Monat.
  • Im Januar schrieb ich vom Schwimmen, im November hatte ich nun meine erste Schwimmstunde! Das Hallenbad hier ist unprätentiös, aber wenn man sich da aus dem Regenwetter hineinflüchtet und ins klare Wasser eintaucht und Muskeln bewegt, mit denen man seit Ewigkeiten nicht gesprochen hat: Tut sehr gut!
  • Ansonsten war nicht viel. Wenig Licht, wenig draußen, wenig gesehen. Ich sitze abends am Schreibtisch und bastle kleine Zines, zum Runterkommen. Und nun ist ja auch schon Dezember.

 

Piranesi

Meine Hand, die das Buch "Piranesi" von Susanne Clarke hält

Das Problem an Susanna Clarkes Piranesi ist, dass man es wirklich überhaupt nicht erklären darf, und so gut wie nichts über die Handlung preisgeben sollte. Man muss sich drauf einlassen, so macht es am meisten Spaß. Auch die deutsche Übersetzung ist großartig, ganz toll, mein Buch des Jahres!

15 Jahre Berlin

Wie verdaut man 15 Jahre in dieser Stadt. Sie zu bewohnen ist ein kontinuierliches sich häuten. Hier leben ist wie ein Bad in einer Tinktur aus Wonne und Glück, aus zweifeln und hadern. Man massiert sie sich jeden Morgen in das müde Gesicht, in die Hautfalten, in die Rillen, die die Stadt hinterlässt. Die Stadt ist wach hinter Mauern aus Glas. Ich habe so viele Listen geschrieben in den letzten Jahren. Hier sein ist ein in immer währendes Aushandeln zwischen dem, was die Stadt einem nimmt, und was sie gibt, und ob es sich die Wage hält.

Oktober-Liste 2024

Foto-Collage Oktober 2024

  • Kurfürstendamm Ecke Joachimsthaler Straße. Ich haste an einem Piercing-Studio vorbei. Im Schaufenster liegen zwei abgehackte Hände!
  • Ein Monat, in dem ich mir mehr als einmal sicher war: Jetzt haben sie mich. Jetzt werde ich endlich, endlich als Hochstapler enttarnt. Was dann, eigentlich?
  • Wir spazieren zur Buchbox am Centre Français. Nachdem Paul sich mein Grübeln und Hadern eine halbe Stunde lang angehört hat, fragt er mich, ob ich im Herbst wohl immer besonders streng mit mir sei?
  • Kulinarisches Highlight im Oktober: Ich habe Ramen für mich entdeckt! Ich hatte es mal vor Jahren bei Cocolo gegessen, das war wirklich furchtbar. Aber neulich aß ich es in einem unscheinbaren Restaurant, und es war fantastisch!
  • Kulinarisches Highlight Nummer 2: Endlich die Kroketten bei Dashi gegessen. Sie waren winzig und teuer, aber sie haben mich überraschend glücklich gemacht.
  • Kulinarisches Lowlight dafür: Seit Jahren mal wieder bei McDonals gegessen. What is this place?!
  • Ich verkaufe mein Bett über Das Online-Portal Kleinanzeigen. Ein älteres Paar kommt vorbei, das die Matratze ausprobieren möchte. Ich sage, dass sie das natürlich machen können. Die Frau zieht fröhlich ihre Schuhe aus, und beide legen sich auf die Matratze. Sie ruckeln sich zurecht und fangen an zu kuscheln, Löffelchen-Stellung. Ich stehe sehr merkwürdig und unbeholfen daneben. Am Ende nehmen sie die Matratze nicht.
  • »I don’t know. You seem like the kind of guy who always knows what time it is.«
  • »Ich schätze dich für deinen Geist«, sagt Ralf am Telefon, und das gesagt zu bekommen, das wünsche ich wirklich jedem.

The Gay and Wondrous Life of Caleb Gallo

Still aus der Webserie: Drei Freunde kuscheln im Bett

Durch irgendeinen Zufall bin ich über die Webserie The Gay and Wondrous Life of Caleb Gallo des amerikanischen Schauspielers Brian Jordan Alvarez gestolpert. Die 2016 veröffentliche Miniserie (es gibt leider nur fünf Episoden) fühlt sich ein wenig an wie ein Indie-Mashup der Serie Looking, der UK-Sitcom Miranda (ja!!) und einer typischen US Cringe Comedy (it’s a genre!) à la Parks & Recreation. Ich liebe alles daran: die chaotischen Charaktere,  die Leichtigkeit der Dialoge, die Unperfektheit der Produktion, den Soundtrack, und natürlich: Freckle!

Die fünf kurzen Folgen gibt’s auf YouTube.