Am Silvesterabend stand ich am Fenster und blickte auf die Straße: Gegenüber war eine kleine Gruppe aus Teenagern am Böllern. Ein Mädchen, vielleicht elf oder zwölf Jahre alt, führte die Gruppe an. Sie trug eine weite Daunenjacke und hatte schwarze Haare. Immer wieder, wie aus dem Nichts, zückte sie eine Pistole und ballerte damit in die Luft. In schnellem Rhythmus, fast wie ein Maschinengewehr, zock-zock-zock-zock-zock. Wer produziert sowas – ein Gerät, das Pyrotechnik in Form einer Waffe in Sekundenschnelle abfeuert?
Hier auf der Hauptstraße, direkt neben dem Supermarkt, gibt es einen Waffenladen. Im Schaufenster stehen riesige Macheten, Butterflys, Nahkampfmesser, vor allem aber auch Schreckschusspistolen und Gewehre in sämtlichen Formen und Größen. Der Laden ist immer ganz gut besucht, wohl, weil er auch Zigaretten verkauft. Vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Clique aus meinem Haus gegenüber dort eine richtige Knarre gönnt, und sie nachts einem scheuen Teenager an die Brust hält, um ihm sein Handy abzuziehen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist einfach nur Silvester.