The Embassy – White Lake

Cover artwork for The Embassy’s album White Lake

Das schwedische Elektropop-Duo The Embassy hat, nach fünf Jahren, ein neues Album veröffentlicht. White Lake heißt es, und wie schon die Vorgänger-Alben und -Compilations bewiesen haben, sind Fredrik Lindson und Torbjörn Håkansson hinter das Geheimnis perfekter Popmusik gekommen: Nicht nervig, nicht langweilig, und zwischendurch mit sanften Seufzern versehen funktioniert auch White Lake erfreulich gut als Vorder- wie auch Hintergrundmusik. Nicht ganz so gut wie meine All-Time-Favourites Tacking (2005) und Life in the Trenches (2011), aber hörenswert.

White Lake auf Bandcamp / Spotify / Apple Music

Text–Sex–Scheiße

Foto von Sonja Knecht auf der TYPO 2018

Sonja Knecht auf der TYPO 2018. Bild: © Norman Posselt / Monotype (flickr)

Die Tage werden so langsam ruhiger, und ich habe endlich Zeit, einige meiner Twitter-Lesezeichen und Pocket-Ablagen durchzugehen (ähnlich wie meine Fitnessstudio-Mitgliedschaft habe ich tausend Bookmarking-Tools, gucke aber nie rein). Nun aber doch, und ich möchte euch ein Schmankerl weiterempfehlen, das ich ganz besonders toll fand:

Meine ehemalige Kollegin und Freundin Sonja Knecht, mit der ich bei Edenspiekermann zusammengearbeitet habe, hat auf der diesjährigen (letzten) TYPO Konferenz einen hervorragenden Vortrag mit dem noch viel hervorragenderen Titel »Text–Sex–Scheiße« vorgetragen.

In knapp 45 Minuten exploriert sie unter anderem tausend weitere mögliche Titel-Ideen des Vortrags; sie rauscht über Kafka und seine Handschrift hin zu Sexismus im Stadtbild, Sexismus in der Sprache und daraus folgend auch sexistische Kackscheiße und merkt an, dass selbige erschreckender Weise noch nicht im Duden zu finden ist. Als Quintessenz bündelt sie, was wir, die gerne schreiben, schon lange ahnten: Text ist gestaltete Sprache, Wörter sind eine mächtige Waffe.

“Forget Coding: Writing Is Design’s Unicorn Skill.”
John Maeda

Sonja ist, neben ihrer hervorragenden Qualitäten als Mensch und Texterin, auch eine geistreiche und unterhaltsame Sprecherin, und bevor ich hier aus dem Lobhudeln und den vielen Adjektiven gar nicht mehr herauskomme:

Schaut euch ihren Vortrag an. Es lohnt sich!

102018: We Are Our Own Devils

Goethes garden behind his house

I am strolling through Goethe’s garden (as depicted) as I’m in Weimar, a small German city known for, well, Goethe’s œuvre and the Bauhaus university. It’s mid-September; summer is still in full blossom and makes us all feel like we could get used to this; this does not need to stop, ever. But it will, we all know it, the seasons won’t fool us. But we like the idea of being fooled, even for a couple more weeks.

One and a half months later—October’s in its final hours as I type this—I peel myself out of bed and turn on the radiator; I have my gloves and thermal underwear in place and switched from iced coffees to hot tea. But outside, I still cycle through golden, leave-paved streets on Urbanstraße, which is delightful and makes the thought of the upcoming months more bearable.

I am happy to welcome you to another episode of this little gathering. Quite a few things happened during this summer; however, I wasn’t part of most of them. I was busy writing my Master’s thesis. While passing a couple of miserable moments (”Fuck this; nobody cares about my degree, let’s simply not finish it”, as well as “With this thesis I will go down as the first design student who failed and disappointed his supervisors in an abysmal manner”), I finished the book, I had it printed, I presented it in front of a room of intimidated undergraduates, and I passed. I was actually happy with the result. Lesson learned: Accepting that your own work is enough as it is, and trusting the people who tell you along the way that you are doing fine, could prevent a lot. Of. Stress.

During the thesis research as well as the writing as well as the miserable phases, I had two mantras pinned to my wall, hoping to find peace with both of them. One said “You are not special, work harder!”, the other one said “You are valid”. To cut a long, philosophical exploration short: I still haven’t found peace with neither of them. I don’t think I am special, but working harder isn’t always an option (sometimes, yes, but I carry a slight disbelief in the hard-work-can-get-you-anywhere-philosophy). Being valid, however, is a though one: Am I? Is that all enough? Is a book and it’s presentation in front of intimidated undergraduates and a good grade and a finished degree enough? I know that I myself am the person who can decide what’s enough, but how on earth am I supposed to know?!

[A lot of italics, this time. I am sorry. Maybe I should make this newsletter a podcast. (No.)]

The thesis was the main reason I didn’t get to jump into Berlin’s lakes during this summer’s heatwave. Very possibly, after nine years in Berlin, it was the first time I envied my friends and actually wished to refresh my media-theory-twined brain with a jump into cold water. But it’s okay. Maybe next year, or maybe never; maybe I really am not the person for lakes (that’s at least what I learned about myself every time someone convinced me to join them for a trip to Berlin’s outskirts).

I am trying to re-structure this monthly (or rather quarterly?) piece of writing little bit. You’ve already made it through the biggest part; the self-absorbed ramblings and updates on life and existence. What follows is a shorter part, where technology, design, culture and feelings are taking turns.

To keep it brief this time, I’d like to hand out two recommendations to add to your digital digest:

1) Spencer Tweedy restructured his newsletter as well and now sends out very brief and snackable observations. Subscribe here or delve through his online collection of words.

2) Perfect for quick lunch or dinner breaks home alone: The New Yorker’s Cartoon Lounge YouTube series. Everything is fun and witty and entertaining about it: The animated intro, the cartoons themselves, but especially the charming hosts Emma Allen and Colin Stokes. Watch the playlist here.

I hope you all had a great summer, got one or two chances to jump into a lake (or any other refreshing surrounding), and are in peace with how much you need to be to be content with yourself. If you have any tips or other, more rewarding mantras, please let me know.

Weimar II

Wandert man von Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm (ein tristes, trübes Rinnsal) zu dem von ihm errichteten »Stein des guten Glücks«, kommt man an diesem Baum vorbei. Horizontal wächst ihm ein dicker Ast heraus; nur einen Meter über der Wiese schwebt er. Er erinnert mich an den Sommer vor einigen Jahren, als wir die Stadt besuchten: B. hatte ihr Sommerkleid an; ein weißes, leichtes, stoffreiches Kleid, und wir ließen uns dort nieder. Sie lag auf dem Baum wie auf einer Matratze; gleichzeitig wie ein Kind und wie ein Engel. Es war alles sehr surreal, und fühlte es sich auch ein bisschen so an, als spielten wir einen dieser Filme nach; Die Träumer; Was nützt die Liebe in Gedanken; Bande à part; in denen verträumte junge Frauen eben im Sommer auf Bäumen liegen.

Weimar I

Auf dem Rathausplatz lesen vereinzelt junge Leute laut aus Büchern vor. Einige Passanten stellen sich daneben und lauschen. Wir sind zu scheu. Die Gruppe junger Leser wird uns im Laufe des Abends noch öfter begegnen: Wie sie in einer Gasse an uns vorbei läuft und alle auf einmal die Arme heben; wie sie sich in der Einkaufsstraße zu einem Musiker stellt und improvisiert tanzt.

Einerseits nerven sie mich: diese verklärten Pseudokünstler, die sich innovativ fühlen und für die »die Welt eine Bühne ist«, anderseits finde ich es schön; es ist eigentlich die Welt, in der ich leben will, in der sich jeder als Pseudokünstler inszenieren und die Leute verwirren oder – im besten Fall – kurz zum Schmunzeln bringen kann.

Über Paradiesvögel

Das Zeit Magazin veröffentlichte in der aktuellen München-Ausgabe eine sehr schöne Erinnerung an Rudolph Moshammer (Abo-Artikel), den selbsternannten Modezar; die Ikone der Münchner Schickeria um die Jahrtausendwende. Im Januar 2005 wurde er ermordet.

Im Magazin wird er als »erster Influencer« beschrieben, was irgendwie Unsinn ist; es degradiert ihn (meinem Frust über Influencer räume ich an dieser Stelle keinen Platz ein). Moshammer war, und das beschreibt der Artikel trotzdem auch sehr gut, ein Paradiesvogel im besten Sinne; stolz auf sein Anecken; er hat es sich zurecht gemacht in seiner Sonderbarkeit, und durch die eigene Inszenierung eine Welt erschaffen, die man vermisst, obwohl man gar nicht Teil von ihr war. Kurz ermöglicht das das eben erschienene Portrait in der BR-Sendung »Lebenslinien« (ARD Mediathek).

Ich habe ein Faible für Paradiesvögel. Vor einigen Monaten hatte ich eine intensive Gianni-Versace-Phase; ich habe alles über ihn gelesen und auch die eher mittelmäßige True-Crime-Serie über seinen Mord verfolgt. Die Modewelt scheint das perfekte Sammelbecken dieser Sonderlinge zu sein, was so spannend ist, weil mich die Modeszene immer eher abgeschreckt hat; sie sich immer so anfühlte, als wäre sie ein sehr privater Club nur für sehr coole Leute.

Johannes und Florian haben gerade ein schönes Radiofeature über Karl Lagerfeld und seinen privaten Club gemacht, dessen Day in the Life Interview ich an anderer Stelle schonmal empfohlen hatte. Lagerfeld macht diese Sturheit und Sonderbarkeit noch mehr zur Marke als alle anderen; er verkauft sie als Lebensmotto (»Stress? Ich kenne nur Strass!«), mit dem sich jeder identifizieren kann.

Ich kann persönlich wenig mit Versaces Mode anfangen, genauso wenig mit Moshammers Stil oder Lagerfelds Markenimperium. Ich finde das alles interessant, nur selten schön. Aber die Tatsache, dass sie mit ihrer Eigensinnigkeit, Überheblichkeit und ihrem konsequent sonderbaren Geschmack Erfolg hatten bzw. haben, beruhigt mich.

Superfood

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Seit einigen Wochen bin ich besessen von einem Track der Band Superfood, der in meiner Spotify Weekly Playlist landete, und der die berechtigte Frage stellt: Where’s The Bass Amp?

Wie immer bin ich viel zu spät dran; ein Jahr, um genau zu sein, denn im September 2017 erschien schon das zweite Album der Band, betitelt: bambino. Meine Lieblingstracks sind besagter Bass Amp und Double Dutch, aber auch der Rest des Albums katapultiert bequem zurück in Indie-Pop-Zeiten, in denen wir noch Blogposts über Musik geschrieben haben. Link zu Spotify und Apple Music.