Weimar II

Wandert man von Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm (ein tristes, trübes Rinnsal) zu dem von ihm errichteten »Stein des guten Glücks«, kommt man an diesem Baum vorbei. Horizontal wächst ihm ein dicker Ast heraus; nur einen Meter über der Wiese schwebt er. Er erinnert mich an den Sommer vor einigen Jahren, als wir die Stadt besuchten: B. hatte ihr Sommerkleid an; ein weißes, leichtes, stoffreiches Kleid, und wir ließen uns dort nieder. Sie lag auf dem Baum wie auf einer Matratze; gleichzeitig wie ein Kind und wie ein Engel. Es war alles sehr surreal, und fühlte es sich auch ein bisschen so an, als spielten wir einen dieser Filme nach; Die Träumer; Was nützt die Liebe in Gedanken; Bande à part; in denen verträumte junge Frauen eben im Sommer auf Bäumen liegen.