Über alberne Trinkgläser

Foto von mir, auf dem ich eine Perlenkette trage und ein albern geschwungenes Cocktail-Glas in der Hand halte

Ich trinke ziemlich selten Alkohol. Dass ich mich dafür immer noch ständig rechtfertigen muss: was soll’s. Der Verzicht bringt aber noch einen weiteren unschönen Aspekt mit sich, über den ich mich kurz aufregen möchte: Sämtliche meiner Getränkebestellungen werden mir immer in sehr albernen Gläsern serviert. Als wäre es ein Gesetz!

Die vermeintliche Demütigung beginnt bereits bei der Namensgebung alkoholfreier Cocktails: Virgin Mary, Nojito, Safer Sex on the Beach – da ist die Aufforderung direkt klar: »Bitte setz’ dich rüber an den Katzentisch«.

Aber gut, es müssen auch nicht immer gleich alkoholfreie Cocktails sein, denn dass die in albernen Gläsern serviert werden, ist Gang und Gäbe. Nein, auch weniger aufregende Getränke werden in merkwürdigen Gefäßen serviert. Ich habe es am eigenen Leibe erfahren:

Als ich in England lebte, kam ich um den wöchentlichen Pub-Besuch mit meinen trinkfesten Kollegen nicht umhin. Weil mir irgendwann die Schikane um meine Cola-Bestellungen so auf die Nerven ging, wechselte ich und orderte Radler. Das nennt man in England Shandy. Dieser etwas klebrige Name wurde vermutlich gewählt, damit Männer beim Aussprechen in ihrem fragilen Ego erschüttert werden, und es deshalb gar nicht erst bestellen. Dass ich mich so sehr darüber echauffiere, beweist, dass ich mich wohl auch selbst dieser Kränkung nicht entziehen kann. Männer trinken eben Bier. Wer Shandy bestellt, bekommt es garantiert in einem kurvigen Glas, mit Stiel und Deckchen. Und einem mitleidigen Blick der Arbeitskollegen, die kopfschüttelnd ihr Pint runterkippen.

Ist meine Männlichkeit also tatsächlich so fragil, dass ein witzig geformtes Glas ausreicht, um sie zu Bruch zu bringen? Wird mein Ego allein von einem Papierdeckchen so zerkratzt, wie es sonst nur ein Topfschwamm schaffen könnte? Das darf nicht sein! Ich habe nämlich überhaupt nichts gegen Extravaganz und Albernheit, auch bei Getränken und Trinkgläsern nicht. In Zukunft gilt: Ich behalte meinen Stolz, wenn mir meine kleine Cola wieder in einem Poco Grande Glas serviert wird, oder die Rhabarberschorle in einem Sling Glas daher kommt, oder das kleine Radler in einem Tulpenglas. Whatever works! Prost!