Interview with Dominic Wilcox about the “reinvention of normal”

The everyday in itself is quite dull. But creative people tend to give the everyday a lift, a surprise or a smile. They add something new to it. I like that. It is like a white sheet of paper for an artist. I use the everyday as a challenge for me to give it something more interesting. The everyday world is my canvas. I think it is very difficult to be creative when you’re in a really crazy environment. It is a bit like me if I go to a party: when there are lots of loud people, I go quiet. Because I don’t want to compete. And it’s the same thing with design. The context I work in starts quiet.

For this year’s TYPO conference, David Reitenbach and me sat down with speaker Dominic Wilcox to discuss some thoughts from his talk and some more general questions regarding the life as an inventor.

Read the interview here.

I’ve been a fan of his work since a friend gave me his book “Variations on Normal”, with the comment that “this guy is just as odd as you are”. Don’t forget to check out Dominic’s portfolio full of crazy, funny and light-hearted inventions.

Tretmiene Rabatte

Manchmal stehe ich wie ein alter Mann am Fenster und beobachte die Straße. Meistens mache ich das, während ich Zähne putze; ich bin also oft auch nur wenige Minuten am Fenster. Gerade steckte ich meinen Kopf mal wieder samt Zahnbürste raus in die Nacht und beobachtete:

Ein Mann, der den Gehweg entlang schlich, und aus seiner Tasche einen kleinen Gegenstand zückte. Er näherte sich der Rabatte, und plötzlich – das Gerät enttarnte sich als Mini-Taschenlampe – durchleuchtete er das Beet! Den ganzen Boden suchte er ab. Erst vermutete ich, dass er auf der Suche nach Pfandflaschen war, aber wer sucht denn in einem kargen Beet nach Flaschen? Nach einigem Zögern und Leuchten dann: steigt er einfach mitten hinein, hindurch, um die Tür seines Wagens zu öffnen, einzusteigen und loszufahren.

Als jemand, der selbst ständig in Hundehaufen tritt, konnte ich seine erst seltsam wirkende Vorsichtsmaßnahme plötzlich nur zu gut verstehen.

022017: One With The Freaks

Dear friends, it’s been a while. Please apologize my absence – I’m not quite sure what happened. Maybe it was a mixture of rainy day mood swings, busy University days and long, demotivating train rides between Potsdam (where my University is) and Neukölln (where my home is) that kept me from jotting down this humble monthly sheet of words. But I am back. Here are the news.

1 — I watched the 2017 version of Ghost In The Shell a couple of weeks ago. Knowing that I am late to the game by now, I still want to share some thoughts. The first time I stumbled upon the anime was in 1999, when one-hit wonder Wamdue Project used the famous “Making of a Cyborg” scenes in their music video for “King Of My Castle” (YouTube link). While I didn’t fully understand the philosophical depth behind the original story, I always noted the cultural significance Mamoru Oshii’s anime kept until today.

The story takes place in 2029, which is only 12 years away from today. I found it particularly interesting to compare the futurescapes which the 1995 and the 2017 movie versions paint. While the anime version creates a dystopian urban jungle with a very grey, olive, dusty color palette, Scarlet Johansson runs through a neon-blue and light-polluted LED-city besieged by advertising holograms. I recommend scrolling through the set of moodboards and thoughts by designer Monika Bielskyte, who was involved in creating the movie’s visual direction in the beginning. The moodboards stick to the overall cyberpunk topic, but some of them are much less dystopian and cold than the end result.

2 — So much for the sci-fi nerd talk. Admittedly, I am not even that much into all this stuff, but with Ghost In The Shell, it was different; and comparing the past to the present (with a little bit of future) is always interesting. In this semester, I am participating in a research project about the early stages of the home computer. We are time-traveling through the 1970s, ’80s, and early ’90s, when the internet was very far away from being at our fingertips, and companies were trying hard to make up reasons why a regular household would need a personal computer.

I cannot even remember a point in time where our home computer did not have an internet connection. Sure, it was not part of our everyday life, and as a kid, I mainly used the computer for games and creating crappy PowerPoint animations. I would say that being born in the early 90s, my generation is not only digital native, but also internet native. It’s nice to dig through research, advertisements and general perceptions of life where this crucial tool called Internet just wasn’t even existent.

3 — Speaking of computer nostalgia: This Guardian article reminds us about “the forgotten world of 90s movie websites”.

The Washington Post compares the apartments of New York’s famous TV shows (like GIRLS and Friends) to reality. This would be very interesting for Berlin, too.

People with odd attitudes are usually quite inspiring. Like Karl Lagerfeld, who explains his daily routines in the Harper’s BAZAAR series.

I played around with Anchor.fm briefly. The concept is simple: Like an audio version of Snapchat, users can create radio stations that disappear after 24 hours. It’s a very well-made and fun app, and from time to time, I mumble German mumblings into my phone’s mic. If you want, you can download the app and follow my station.

4 — Upcoming: Later this month, I’ll be writing for Berlin’s TYPO conference. We catch the conference behind the scenes and front row, and there are lots of great speakers, as every year. Follow us on Twitter, Instagram and Facebook.

Have a great month, and I’ll talk to you soon (on Anchor, or through in your mailbox. Sign up for the newsletter here).

Was machen Sie eigentlich für eine bes­sere Welt?

Als Erstes schreibe ich Bücher (lacht). Nein, im Ernst: Es gibt für jeden Ver­haltensänderungen, die er ohne Einschränkung seiner Lebensqualität anstreben könnte. Bei mir ist es die Mobilität: Ich besitze kein Auto. Ich ­fliege nie innerhalb von Europa. Trotzdem lebe ich nicht im Mittelalter, ­sondern eben eher so um 1970. Und das ist völlig okay.

»Es geht uns zu gut« – Stephan Lessenich im Interview mit Friedemann Karig auf jetzt.de. Ich habe mich ein kleines bisschen wiedergefunden in der lezten Antwort, und finde, wir sollten das alle.

Ich bin ein Kranich, du kannst mir gar nichts

Das war das Mantra meiner Jugend. Dabei dachte ich an die Rolle der Doris aus »Türkisch für Anfänger« – eine selbstbewusste, dezent spirituell angehauchte Frau, die durch die Yoga-Position des Kranichs ihre introvertierte Schutzhülle abwirft. Wie befreiend!

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Dabei war das Mantra selbst ja nur eine Schutzhülle für mich. Ich wusste natürlich – ein guter Reim ist das nicht. Genau genommen ist es kein Reim; nichts daran ist ein Reim, Kranich und nichts könnte sich kaum weniger reimen. Aber was soll’s. Ich zählte auf den Placebo-Effekt. So war eben die Albernheit des schlechten Reims mein eigentlicher Schutzzauber – und er hat funktioniert. Ich bin ein Kranich, du kannst mir gar nichts!

Vier oder fünf Männer in München

1 — Beim Spaziergang in der Gabelsbergerstraße, durch die Scheibe eines bemalten Schaufensters, nur zufällig in mein Blickfeld geraten, bemerke ich ihn: einen jungen Mann, der zusammengesunken vor einem schwarzen Klavier hängt. Der Kopf geneigt; die linke Hand spielt. Die rechte Hand liegt eingegipst auf seinem Schoß. Ich höre ihn nicht spielen, sehe nur seinen zusammengesunkenen Körper vor dem Instrument, und das gleißende Sonnenlicht passt nicht zur Traurigkeit seiner Körpersprache.

2 — Schellingstraße, Ecke Türkenstraße: Die beiden jungen Männer sitzen auf der Schattenseite des Eckitalieners. Vor ihnen jeweils ein Stück Schinkenpizza. Sie essen nicht, sie rauchen noch. Erst sehen sie aus wie Brüder, aber der eine erzählt von seinen Eltern, die er „meine Mum“ und „mein Daddy“ nennt. Beide tragen wildlederne Segelschuhe, lachsfarbene Chinos und hellgraue Sommerhemden. Sie witzeln über die Münchner Schickeria, und legen sich ungelenk die Papierservietten auf ihre Oberschenkel.

3 — Ich biege in die Residenzstraße ein. Kurz vorher halte ich inne: Auf einem der großen Steinlöwen vor der Feldherrnhalle sitzt ein Typ. Er hat ein breites Kreuz, die muskulösen Beine werden kaum noch von den kurzen Hosen verdeckt. Erhaben schaut er auf die Touristen hinunter. Am Fuß des Sockels hantiert sein Kumpel mit einem Selfiestick. Der Mann auf dem Löwen dreht sich zu ihm um, jede Bewegung eine Pose. Dann blickt er wieder nach vorne, schließt die Augen, hebt das Kinn und wartet auf ein Löwenbrüllen.

4 — Im Dianatempel des Hofgartens spielt jemand Violine. Es gibt viele Zuhörer, alle scheinen verzaubert und dankbar für so einen harmonischen Sommertagsausklang. Auf einem der steinernen Bänke sitzt ein rothaariger Student. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages gleißen durch den Tempel und landen auf seinem blassen Gesicht. Mit geschlossenen Augen lauscht er der Musik – zwei bis drei Liederlängen verharrt er so. Reglos und konzentriert, in aufrechter Haltung, keinerlei Miene. Ihn anzusehen macht alles plötzlich ganz still, obwohl er direkt neben dem Musiker sitzt.

Was es braucht, um sich hier nicht zu Hause zu fühlen

Hallo Leute, ich bin gerade in Augsburg. Ich muss mich ein bisschen entspannen von der Großstadt, und hier kann ich immer gut Luft holen. Meine einzige Aufgabe besteht darin, die Dean & David Stempelkarte durch den Verzehr von Green Smoothies zu füllen. Bis ich hier abreise ist die voll!

Es ist kurz vor Feierabend – hier schließt alles um 18 Uhr – und ich kaufe das letzte verbleibende Viertel Schrotkerndl in der Hofpfisterei. Damit laufe ich dann über den verregneten, leeren Rathausplatz, der bei sommerlichem Wetter normalerweise so dicht mit Menschen befüllt ist, dass man den Boden nicht sehen kann. Sie setzen sich alle auf das unebene Kopfsteinpflaster neben dem Brunnen. Es gibt keine einzige Bank, damit die Cafés an den Rändern ihre Stühle nicht umsonst aufstellen, und damit im Winter der furchtbare Weihnachtsmarkt aufgebaut werden kann. Auf keinem anderen Platz in der Stadt wird so viel Aperol Spritz von WhatsApp-Freundinnen mit teuren Handtaschen getrunken wie hier.

Aber jetzt ist der Platz leer, weil gleich alles schließt und die Luft nass ist vom Regen, und ich mache mich auf den Heimweg. Ich bin bei fünf von zehn Stempeln, ich muss also noch mindestens fünf mal mit einem D&D Getränk durch die Innenstadt spazieren. Gibt Schlimmeres. Hier kann man alles innerhalb von 20 Minuten erlaufen; es gibt in jeder Straße zwei unabhängige Buchläden, durch deren enge Regale man sich lesen kann, und das neue Café, in dem früher der Bastelladen war, verkauft sogar überteuerten Filterkaffee.

Die Frau an der Supermarktkasse schaut auf meine Berliner Sparkassenkarte und zieht die Augenbrauen hoch. Ich fühle mich hier auch immer ein bisschen als Fremdkörper – als würde man mich angucken. Das brauche ich, um hier nicht bleiben zu wollen; um mich in Berlin zu Hause zu fühlen. Auch hier fällt einem irgendwann die Decke auf den Kopf – irgendwann ist die Stempelkarte voll, und man hat alle Straßen gesehen, und beginnt, die Leute in Cafés zu treffen, die man nicht treffen will. Aber eine gute Woche hab’ ich noch. Dann hab ich sicher auch keine Lust mehr auf Green Smoothies.