Heartstopper

Jedes Mal, wenn ich eine der vielen Coming-of-Age Serien auf Netflix fertig schaue, denke ich mir: »So, jetzt bin ich aber durch mit dem Thema. Ich bin raus aus dem Alter!« Und trotzdem hat mich natürlich die Serie Heartstopper, die im April veröffentlicht und extrem positiv rezensiert wurde, gekriegt. Basierend auf Alice Osemans Comics erzählt sie eine klassische High-School-Lovestory, aber aus queerer Perspektive: Charlie verliebt sich in den Rugby-Stud Nick, und im Laufe der Serie merkt der – neben vielen anderen schönen Handlungssträngen – dass er vermutlich nicht nur Mädchen gut findet.

Die Serie ist so warm und wholesome, dass ich sie mir immer wieder ansehen kann. Beim neulichen Rewatch blieb ich erneut an der Coming-Out-Szene von Nick in der letzten Folge hängen. Während die anderen sieben Folgen einfach puren Wohl- und Mitfühl-Faktor haben, verdrückt man bei der Szene dann doch die ein oder andere Träne, besonders bei der Reaktion der Mutter (gespielt von Olivia Coleman): »Thank you for telling me! I’m sorry if I ever made you feel like you couldn’t tell me that.« Sie ist ein hervorragendes Beispiel, wie Eltern auf das Coming-Out ihrer Kinder reagieren können. Ich kenne mehrere bisexuelle Männer, die sich einfach nicht outen, weil Hetero-Beziehungen eben die gesellschaftlich akzeptierteren sind. Die Angst davor, in eine Ecke gedrängt und nicht ernst genommen zu werden, überwiegt.

Ich frage mich manchmal, wie es ist, heute als queerer Teenager in die Schule zu gehen: In einem Umfeld, in dem alle Zugriff auf Serien wie Heartstopper haben, in dem es viele geoutete Prominente gibt – ist da alles einfacher? Oder gibt es eben immer noch die Nerds, die Queers, die Studs, und Sexualität funktioniert nach wie vor nur in konservativen Modellen? Ich hoffe einfach, es ist nicht so, und dass positive Erzählungen wie Heartstopper es queeren Jugendlichen heute etwas einfacher machen.