Design-Nostalgie: Die Tischuhr IKEA Klunsa

Illustration der IKEA Klunsa Tischuhr 2001

Neulich hat Ikea ein Katalog-Archiv aus über 70 Jahren Möbelgeschichte veröffentlicht. Diese Kataloge sind ein hervorragendes Beispiel, wie sehr Möbeldesign unser Leben prägt. Wie haben Einrichtungen die Definition von Freizeit und Arbeit verändert? Welche Jahrzehnte waren farbig, welche zurückhaltend? Die Zeit zeichnet sich in diesen Katalogen ab.

Auf jeder Seite entdeckt man ein Objekt, das eine persönliche Erinnerung aufruft. Wer hat nicht schon mal in einem MALM Bett geschlafen? Der durchlöcherte Bürostuhl JULES war Teil fast jeden Kinderzimmers. Und ganz ehrlich, wer in den 2010ern kein KLIPPAN Sofa in der WG stehen hatte, hat nicht gelebt (meine Meinung)!

Beim Stöbern in den Katalogen war ich unterbewusst aber auf der Suche nach einem ganz bestimmten Objekt: Ich hielt Ausschau nach der Tischuhr KLUNSA. Sie war in den 2000ern fester Bestandteil jedes Reihenhauses. Nichts schreit »Ich bin Hausfrau und Mutter mit zwei Kindern, und ich mache es uns zu Hause schön (aber auch modern!)« so sehr wie diese kleine Uhr. Und das meine ich überhaupt nicht wertend – nichts ist falsch daran Hausfrau und Mutter zu sein (außer die Tatsache, ist dass Care Arbeit nicht bezahlt wird). Aber die Uhr spiegelt meine damalige Lebensrealität in einer Kleinstadt wider, in der es viele Familien in Reihenhäusern und mit klassisch-konservativem Lebensmodell gab.

Die Uhr stand in Bücherregalen, neben dem Fernseher, auf dem elterlichen Nachttisch oder in der Büro-Vitrine. Ihre Gestaltung war schlicht: Ein dicker Aluminiumrahmen in hellem, fast blauem Silber, der ein extrem minimalistisches Zifferblatt umschloss. Durch die Simplizität war die Uhr trotz ihrer geringen Größe auch aus der Entfernung gut lesbar, und der runde Kreis (es gab keinen sichtbaren Sockel) fügte sich nahtlos in jede Umgebung.

Das erste Mal taucht die Uhr im Katalog von 2001 auf. Schon die ersten Seiten prägen das visuelle Bild der frühen Nullerjahre: Alles ist weiß und hell, Akzente werden mit mattem Metall, semi-transparenten Kunststoffoberflächen oder natürlich der schrecklichen Y2K-Blume, der Gerbera!, gesetzt. Für die Menschen meiner Generation ruft das neben einem gewissen Cringe-Moment auch eine große Nostalgie hervor.

Die 2000er, das war der Anfang vom Ende: Die satten 1990er übergaben sich in eine futuristische Ästhetik, die sich letztendlich immer weiter nach oben schraubte. Ihr dystopischer Beigeschmack hält bis heute an. Die Uhr KLUNSA ist eine letzte Minute Ruhe in der Millennial-Ästhetik, mit der die Zeit schließlich unkontrolliert schnell wurde, und ja nach wie vor ist.