- Seit langer Zeit mal wieder einen der Momente gehabt, in denen man schweigend nebeneinander im Auto sitzt und hofft, dass in den nächsten Minuten kein Streit ausbricht. (Hat funktioniert.)
- Die 2. Staffel White Lotus: Das Internet ist ganz besessen davon, und sie zu gucken hat Spaß gemacht, aber sie kickt nicht mehr ganz so wie die erste Staffel. Ich denke darüber nach, warum alles immer fortgeführt und weitererzählt werden muss; warum ist alles seriell und nichts mehr kurz und gut und irgendwann vorbei?
- “We’re too young to be this old, Ethan.”
- Endlich ist mein Schlafzimmer grün! So richtig grün, nicht nur so zart grün, sondern richtig kräftig grün. Ich liebe es und der Plan, mutig mit Farbe umzugehen, geht auf.
- Am Tisch neben uns im Restaurant bestellt jemand dieses Nudelgericht, in dem die Pasta in einem großen Laib Käse angezündet wird, und ich frage mich: Brauche ich mehr solche Action in meinem Leben?! (Die Antwort ist JA!)
- »Schreibend halte ich mich am Leben und überlebe.« (Doris Dörrie)
- Die alberne Mütze mit den Ohrenklappen zu kaufen war die richtige Entscheidung; sie macht gute Laune.
- Der halbe Januar war dann trotzdem eine große Erkältung mit diesen fiesen Schmerzen im Oberkiefer, die einem das Denken unmöglich machen.
- Mehrere Snippets aus Austin Kleons Motivation Corner geklaut. Zum Beispiel: “Lower your expectations” / “Artwork is work” / “Be as weird as you want to be” / “No whining”.
- Unglaublich aber wahr: Die bestellte Halteverbotszone vor meiner Tür wurde eingerichtet, die Polizei kam und hat die Autos entfernen lassen, alles war ganz unkompliziert. Manche dieser Erwachsenen-Dinge stressen mich so extrem, dass ich gar nicht glauben kann, wenn sie einfach ganz unaufgeregt nach Plan funktionieren.
- Seit Januar gibt es einen Hund (nicht für mich, aber so halb). Erst macht er mich nervös, aber mit der Zeit wird es besser. Wir freunden uns gerade noch an, aber ich entdecke viele neue schöne Seiten.
- Ein bisschen Soft- und ein bisschen Deep Talk, und dazu Udon-Nudeln, so muss das sein.
- »Die Dinge können nicht verschwinden, wenn man sie nicht ansieht.«
- Nach meinem langen, ausschweifenden, verunsicherten Monolog sagt Norman am Telefon ganz nüchtern: »Na, dann weißt du ja, was zu tun ist.« Und recht hat er.
- Nach 500 Tagen endet der Januar dann endlich. Geschafft!
Was man von hier aus sehen kann
Über Weihnachten las ich Mariana Lekys aktuelles Buch »Kummer aller Art«, und wurde daran erinnert, was für eine tolle, behutsame Erzählerin sie ist. Ihren Roman »Was man von hier aus sehen kann«, der zuletzt verfilmt wurde, ist aktuell vom WDR als Hörspiel verfügbar. Ich habe es in den letzten Tagen immer zum Essen und Abspülen und Räumen gehört, und es war richtig schön, kurz Teil dieser Welt zu sein.
Hier gehts zum ARD Audiothek-Link, und hier der WDR Direkt-Link.
Dezember-Liste 2022
- Dezember: Der Nickerchen-Monat. Mehrmals steht im Tagebuch einfach nur »Ich bin müde«. War ich auch: Umzug, überall ständig hin und her rennen, Dinge kaufen, Dinge streichen, Dinge umräumen. Aber alles auch sehr schön, so im Nachhinein. Also, sehr zielführend. Und das ist doch schonmal was.
- Einmal täglich durch die neue Wohnung laufen und nicht ganz wahrhaben können, dass ich hier jetzt lebe. Es ist so eine Art Wohnung, die ich mir selbst nie erlauben würde: All diese Features, das haben doch sonst nur Leute, deren Leben man auf Instagram beneidet. Nicht Leute wie ich!
- Die Müdigkeit hält an.
- Seit langem mal wieder das sehr unbekannte Gefühl von Allein-sein verspürt. Und gemerkt, dass ich das Glück habe, dieses Gefühl sehr schnell beseitigen zu können.
- Beim Umzug gemerkt: Eigentlich echt schön, wenn einem Leute helfen. Gleichzeitig ist mein Monatsfazit, dass ich mich immer noch extrem schwer damit tue, Hilfe anzunehmen, in allerlei Hinsicht.
- Mitten im Dezember fällt mir, mitten in der Nacht, die Decke auf den Kopf: Doom Scrolling, Corona, Krieg, Klima, sämtlicher Mut verlässt mich. Zur Beruhigung schmiede ich einen Plan, um irgendwie damit klar zu kommen (Der Plan besteht aus einer Liste mit Punkten wie »Geld spenden« oder »Filmabend machen«, na ja).
- Ich war bei einer Lesung, in der Bibliothek direkt bei mir um die Ecke. Mein Freund Paul Bokowski hat seinen ersten Roman »Schlesenburg« veröffentlicht.
- Im Dezember: Viele Bauchgefühle.
- Seit langem mal wieder einen Newsletter geschrieben. Das tat überraschend gut, warum mache ich das nicht viel öfter?! (Hier geht’s zur Anmeldung.)
- Auf der Fahrt nach Österreich zieht die Welt an mir vorbei: Berge, Täler, Schnee, Gespräche. Ich will eine Woche nur noch schlafen, ein ganzes Jahr am liebsten; my year of rest and relaxation.
- Silvester verbringe ich in Bad Gastein, stehe seit vielen Jahren mal wieder auf Skiern. Zumindest kurz. Ich kann es noch, merke ich, aber ich brauche das nicht. Die Fahrt macht Spaß, aber all das nervige Drumherum ist es einfach nicht wert.
- Zum ersten Mal wird in den Nachrichten ernsthaft über den ausbleibenden Schnee in den Skigebieten berichtet; magere Pisten und grüne Hänge werden gezeigt. Den Leuten scheint es zu dämmern, aber ich weiß nicht, ob das reicht.
- Zum Jahresende ist dann wirklich sehr doll die Luft raus. Es war insgesamt ein sehr positives Jahr für mich, aber es hat mich irgendwie extrem angestrengt. Die nächsten fünf Jahre darf von mir aus jetzt erst mal überhaupt nichts aufreibendes mehr passieren.
Strong Body Strong Soul
Ich stehe in dem blassgelb gefliesten Badezimmer und mustere den nackten, mageren Köper, der mir missmutig und kritisch entgegen schaut. Die Haut wirkt fleckig und ungesund, was sicher zu einem Teil den gelben Fliesen, zum anderen Teil aber auch am Körper selbst liegt. Das filigrane Nervenkostüm schimmert durch die Haut; schlaff und rissig ist es nach den vergangenen Jahren. Kaum mehr Muskeln. Die Rippen zeichnen sind ab. Das soll sich alles ändern im neuen Jahr. Ich will wieder hot werden! Das Nächste Jahr ist für die Fassade da. Das wirkt dann ein, sage ich mir – Strong body, strong soul. Ich will zehn Kilo zunehmen, und möglichst viele dieser Momente vermeiden, in denen ich zu nervös bin um zu essen, mich zu beobachtet fühle für meine Routinen; ich will mich in 2023 vollkommen den Kilos zuwenden und gestählt und gestärkt daraus hervor gehen. So der Vorsatz. Der Rest kommt dann von ganz allein.
022022: Books from Boxes
I am sitting in between towers of moving boxes, filled with my clothes, my books, my stuff – just so much stuff that needs to change coordinates with me. I am moving! Well, I did—that’s what I spent the whole November and December with. Packing things up in boxes is a cathartic process. I wasn’t able to get rid of as many things as I wished, but eventually, I took this as a sign that I am already surrounded by the things I love, and I want to keep them. Ok, most of them.
Finding space for all this life within a new place is a long and exhausting (and sometimes also expensive) process, and every once in a while, I need to remind myself that this is all fun and I am doing it for me and I finally get to decorate and design everything exactly the way I want to. I cannot help but wonder: Is it more difficult to chose a wall color when you’re a visual thinker; an aesthete? Shouldn’t it be easier? Maybe I am just a slow decision maker, and that’s ok, too. I’ll get there.
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As 2022 comes to an end, let’s briefly look at the hard facts and feelings:
I moved into a new apartment, which was an unbelievable (the apartment is perfect!) and stressful (I have not done this in quite a while!) process. However, I am here now, lurking out of all those boxes that still need to be unpacked. Home makes me very happy and thankful.
I had several teaching jobs in 2022: Web design at Merz Academy, my annual Writing = Design workshop week with Sonja, and a whole semester’s course at UdK on writing about illustration. All these jobs were completely different, but I got the chance to find out that a) I want to do more of it, and b) I developed a better understanding for how my style of teaching and working with students could work. Now, let’s see where it fits in.
In July, we founded our cooperative: Village One. Since then, we’ve been talking to other coops, thought a lot about our company approach, and obviously did some work, too: For example, we helped Neue Narrative to rebrush their website, we teamed up with Cobot to do a big research project, and we work closely together with Publix, a new house for Journalism in Berlin; building their digital infrastructure. I definitely enjoy the variety, but I sometimes miss the office buzz you normally get with a company. Working remotely and alone at home as a freelancer is fine, but teaming up with others feels different when you meet at the kitchen table. Anyway, a lot is planned for 2023 with Village One; follow us if you’re curious. We’re also looking for a designer to join the team!
I continued writing my little column for the form design magazine: This year, I wrote about the cloud (295), desktop publishing (296), buttons (297) and phone sex (298). You can see some videos about the columns on my Instagram, and buy the magazine online.
Both writing and drawing exercises felt a little thin this year. I miss it, but other big projects occupied my desk. However, I did write my monthly diary recaps on the blog (find them here) and I was involved in two book projects: For Lorenz Meyer’s “Kreuzfahrt durch die Republik” I drew cover + portraits, and for Gabriel Yoran’s new Genussbuch »Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Dressing draus« I drew the cover and some spots. Next year, I want to make something just for myself. More depth, less instagram.
What else? I travelled places! I am not a traveller, it makes me nervous and I find it so exhausting that I forget about the beauty and the new input I bring home with me. I went to Vienna (I love you!), I spent my time in pools and restaurants in Greece, I went to Rome and ate all the things. It was nice. Let’s say it like that: I am not into traveling, but I do enjoy a nice vacation. Find me at the pool.
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As December’s days rush by so quickly, another year is put to the archives. Boxes, archives, folders – how are these the symbols of my year?! Sorry that this letter turned into some work-focussed yada yada, with little wisdom and no new year’s predictions from within my crystal ball. Current times are so wonky, I decided to avoid outlooks and be more here, in this tower of boxes—in this slice of air and time.
I haven’t written this letter in a while, but it feels good to be back at it. How has your year been? What comes next? Send me a reply, if you like, or we’ll find each other in other ways in the next year; it’s almost there. Another year, another round, make it count.
(If you enjoy content like this: I send it out as an irregular newsletter called Christel’s Corner. Sign up for it here.)
November-Liste 2022
- Vom Leben gelernt: Frag niemals einen Innenarchitekten, welche Fliesen er dir empfiehlt. Er zeigt dir nämlich die schönsten, teuersten, und dann hast du keine andere Wahl mehr. Am Samstag stand ich dann im Fliesengeschäft, erklärte meine Wünsche, und von der Verkäuferin kam nur schmunzelnd: »Ja, schön, da haben Sie sich für die oberste Preisklasse entschieden.«
- Mit Kristina in Coworking-Spaces abzuhängen fühlt sich magisch nach 2010 und up.front und CoUp an, mir wird ganz warm ums Herz dabei.
- Der November war irgendwie für alle und alles der Dammbruch; viele Tränen und viel Erleichterung und viel Bewegung in allen Dingen. Fast ausschließlich schöner Stress, hätte nicht gedacht, dass der in diesem Jahr nochmal ins Positive umschwingt.
- Generell schön: Wenn sich andere Leute erlauben können, vor mir zu weinen.
- Mit Martin über Arbeit reden fühlt sich eher an wie über das Leben reden, im besten Sinne, und ich hätte gerne noch viel mehr von diesen Gesprächen mit ihm.
- Im November nochmal meine Vorliebe für bodenständige, mittelmäßige Restaurants entdeckt. Es gibt immer einen Platz, eine übersichtliche Karte, keine Warteschlangen und das Personal ist meist freundlich. Mehr Mittelmäßigkeit wagen!
- Mitten im November fand ich mich auf einer Party wieder, auf der es ausschließlich Gin Tonic gab. Als meine Frage nach einem alkoholfreien Getränk verneint wurde, bin ich recht bald gegangen. Gut zu wissen, wo man einfach nicht hingehört; das spart allen Zeit und schont die Nerven!
- Ein Wochenende in Hamburg: Im schrulligsten Hotel gewesen, in der Oper, in einer angenehm ruhigen Hotelbar und in angenehm leeren Zügen.
- Kleine Empfehlung zwischendurch, aus gegebenem Anlass: Lasst dann und wann eure Muttermale und Leberflecken untersuchen. Es erspart einem womöglich böse Überraschungen und schlaflose Nächte (die Entwarnung hat sich Zeit gelassen!)
- Im Tagebuch fehlen ganze Tagesstrecken. Das lag vor allen an einer Sache: Umzug. Ich habe mein Leben in Kartons und Kisten gepackt. Bye bye Berlin, oder zumindest Neukölln, 13 Jahre war ich hier, und jetzt ziehe ich weiter: In den Wedding! Habe gehört, der kommt …
- Ich streiche die neue Wohnung: Rosa und grau und blau und vielleicht auch irgendwann noch grün. Mein Rücken schmerzt und meine Brille ist von Farbflecken nur noch schwer zu befreien, aber es macht Spaß, diese traumhafte Wohnung zu meiner zu machen. Obwohl großes Chaos herrscht, laufe ich regelmäßig wie wild auf und ab und freue mich über mein Glück und diesen neuen Ort.
- Wären die vielen schönen Nachrichten und Telefonate nicht gewesen, hätte ich ihn fast vergessen, den Geburtstag. 31. Und schon ist er wieder vorbei. Weiter geht’s.
Archivalien: Mobile Blogging
Habe neulich dieses Foto wiedergefunden: Mein erstes iPhone, die 2. Generation (3G) aus 2009. Ich war so aufgeregt über mobiles Internet, dass ich kurzerhand diese komplette Seite von WordPress nach Tumblr umgezogen habe, um eine ordentliche mobile Blogging-Plattform zu haben.
Von unterwegs bloggen mache ich, wenn überhaupt, auch 13 Jahre später immer noch am liebsten am Rechner, und das Blog hier läuft mittlerweile auch wieder ratternd auf WordPress, aber es war eine aufregende, coole Zeit, und ein wirklich cooles Gerät.