Nochmal kurz wegen Drifter … Ich hab jetzt ein paar Kapitel ein zweites Mal gelesen, vor allem auch die paar Stellen, die ich mit einem Eselsohr markiert hatte. Zum Beispiel hier, als Wenzel seinen FreeCell-Streak gebrochen hat und nun nie wieder einen 100% Erfolgsscore in diesem Kartenspiel haben wird. Da sagt Killer zu ihm dann am Telefon:
99,9 ist mehr als 100. Die Hundert ist ein geschlossener Raum, die 99 hat eine Öffnung. Du bist jetzt raus aus dem Escape Room.
Und dann weiter:
Egal wie nahe man der Perfektion ist, man sieht immer nur die Differenz, das, was fehlt. […] Man könnte sogar sagen, die Suche nach der Perfektion ist überhaupt der Fehler. Der Makel liegt nicht in der lädierten Vollkommenheit, der Makel liegt darin, Vollkommenheit zu wollen.
Es gibt so ein paar Stellen im Buch, die sind, als wären man ein Teil dieser Freundschaft. Das hat es womöglich so magisch gemacht. Und natürlich die subtile magische Komponente, die sich durch das Buch zieht; die Namen der Charaktere (Ludovica Malabene?!); die Art, wie Wenzel erzählt. Das alles hat dazu geführt, dass ich dieses Buch so langsam wie möglich gelesen habe, weil ich so lange wie möglich etwas davon haben wollte. Ich hätte es aber auch einfach direkt in einem Zug inhalieren können. Mache ich vielleicht gleich nochmal. Es war perfekt für mich: Surreal und magisch, wahr und klar. Mein Buch des Jahres (der Jahre!).
Ulrike Sterblich – Drifter
Shortlist Deutscher Buchpreis 2023
Rowohlt Verlag