März-Liste 2022

Foto von einem großen Blumenstrauß auf dem Nachtisch eines Bettes. Daneben liegen Taschentücher und Schmerztabletten

  • An manchen Orten haben die Tage doppelt so viele Stunden.
  • Vom Leben gelernt: Wer sich nicht selbst platziert, kommt an den blöden Tisch in der komisch riechenden Nische neben der Küche.
  • Ich bin in Wien und traue mich nicht, ein Schnitzel zu bestellen, weil ich Angst vor dem Moment habe, die halbe Portion wegen ihrer übertriebenen Größe zurückgehen zu lassen. Die Blicke des Personals würde ich nicht ertragen. Wie verkorkst kann man sein?!
  • Meine Vermutung: Die Wiener checken selbst nicht, wie sich ihre verwirrend betitelten Kaffeespezialitäten voneinander unterscheiden. Alles heißt überall anders, das meiste ist letzten Endes eine Art bitterer Cappuccino.
  • Am meisten in Wien bedauert: Habe voreilig Topfenstrudel anstatt Buchteln bestellt. Aber eigentlich kann man auch mit Topfenstrudel nie etwas falsch machen.
  • Schön in Wien: Die Straßenmusik. Während es in Berlin nur verstimmte Gitarren und Saxophone gibt, die »Hit The Road Jack« spielen, gibt es hier Akkordeon, Violine, Klavier; alles durchströmt die sonnigen Straßen mit einem angenehmen Klang. Die beste Form von Kitsch.
  • Zwischen Negativ und Positiv liegt manchmal nur ein Rachenabstrich. Knapp die Hälfte des Monats verbringe ich krank und schlapp im Bett. In meinem Hals hat jemand ein Feuer gelegt.
  • Blumen helfen immer!
  • Ich höre einen Vortrag von Doris Dörrie über ihr neues Buch zur Heldinnenreise; es ist der Tag, an dem Marina Owssjannikowa im russischen Staatsfernsehen ein Plakat gegen den Krieg in die Kamera hält. Sie riskiert damit alles. Mein Freundeskreis ist sich einig: Wir wären wohl nicht so mutig gewesen.
  • In zwei Wochen Corona habe ich alle übrigen Gehirnzellen durch The-Office-Bingewatching zu Brei verarbeitet.
  • Ich habe das morgendliche Frühstück von der dunklen Küche ans helle Wohnzimmerfenster verlegt. Life-changing!
  • Das Leben der Charaktere in Almodóvar-Filmen ist nicht immer beneidenswert, aber ihre Wohnungen und Wandfarben sind es definitiv!
  • 30 sein heißt für mich: Wenn ich nach 24 Uhr ins Bett gehe, habe ich am nächsten Tag einen Kater, egal ob mit oder ohne Alkoholkonsum.
  • Aus der Corona-Höhle direkt in einen Arbeitsstunnel gefallen. Aber einen von der guten Sorte – wissen, was zu tun ist, ist der beste Arbeitszustand.
  • War das erste Mal in einem dieser Restaurants, in denen man sehr exzellentes Essen in sehr kleinen Portionen bekommt, und ich hätte nicht gedacht, dass ich es so aufregend und interessant und schön finde.