Nonstop Feelings

Photo of me in a shirt that says Nonstop Feelings

T-Shirt: g31design

Seit Jahren schon bin ich kein Freund mehr von guten Vorsätzen; haben sie sich doch immer als schal, erzwungen, an den Haaren herbeigezogen gefühlt. Das hastige Schreiben von Listen am Jahresende, das unbequeme Reflektieren der Liste des Vorjahres, und die Erkenntnis, dass sich das Jahr eigentlich komplett anders entwickelt hat – teilweise dann auch ins Positive, haben über die Jahre dazu geführt, dass ich mich sämtlicher Vorhaben und Erwartungen an das kommende Jahr entledigt habe. Dementsprechend leer war dann auch mein Ansporn, überhaupt etwas Sinnvolles aus mir und den zwölf bevorstehenden Monaten zu formen.

Das soll sich 2019 ändern. Nicht, weil ich zu lange inspirierende Zitate auf Pinterest gelesen oder ein gratis Lifestyle-Coaching von Bastian Yotta zu Weihnachten erhalten hätte – einfach (wobei von einfach nicht die Rede sein soll!), weil ich in den vergangenen Monaten so viel über mich und meine Muster gelernt habe, dass es Zeit wird, die nötigen Veränderungen in die Tat umzusetzen. Ich bin also mein eigener Coach. Diese drei Punkte stehen 2019 im Fokus:

  • Mehr Exzellenz. Was meine Arbeit angeht, war ich immer Perfektionist – allerdings war das auch einfach, weil ich lange für mich selbst oder alleine gearbeitet habe. In einem Team, in dem ich von vielen anderen Expertisen umgeben bin, ist Perfektionismus anstrengender: Ich neige dazu, Design als Nebensache anzusehen; meine Profession als sekundär anzunehmen, und Design zu sehr als Werkzeug des Eigentlichen zu benennen. Design ist auch zweifelsohne ein Werkzeug, aber eben eins, das eher der Axt als dem Schraubenschlüssel gleicht – und in seiner Anwendung doch die Feinfühligkeit einer Nagelfeile braucht. Viele Worte um eine einfache Sache: Ich will meine Arbeit ernster und wichtiger nehmen, und dafür mehr Zeit investieren. Ehrlich gesagt macht mich wenig so glücklich wie ein gutes (perfektes!) Ergebnis.
  • Mehr Platz einnehmen. Was mich selbst angeht, neigte ich in den letzten 27 Jahren dazu, eher aus dem Weg zu gehen. Das hat mir viele Vorteile verschafft, naheliegend, weil man nie im Weg war und so alles sehr geschmeidig seinen Lauf nahm. Nun merkte ich in den letzten Jahren, dass genau dieses Nicht-im-Weg-sein vor allem mir selbst mehr im Weg steht. Ich sitze also, nach sehr vielen Therapiestunden, mit Simone im City Club Café, und sie spricht die entscheidende Formel aus: »Die Leute, die ich ehrlicherweise am interessantesten finde, sind die, die sich den Platz nehmen, den sie brauchen. Ich selbst tue mich damit sehr schwer.« In diesem Moment waren wir zu sehr vielen Prozent die gleiche Person, und deshalb will ich im kommenden Jahr mehr Platz einnehmen. Dafür müssen eventuell Dinge oder Personen weichen; aber damit umzugehen ist Teil der Sache.
  • Nonstop Feelings. Motto des obigen T-Shirts und gleichzeitig auch die Überschrift der kommenden Monate. Ich war nie besonders gut mit Emotionen – ich habe ihnen nicht vertraut oder sie zu oft einfach für unangemessen befunden. Was mir zum Verhängnis wurde, denn Menschen sind leider keine Steine, auch wenn ich das lange Zeit als sehr praktisch und erstrebenswert empfunden habe. Gefühle in den Momenten, in denen sie auftauchen, zulassen und aussprechen; nicht wegwischen oder abtun, soll also die Kür des Jahres werden.

Klingt nun ehrlicherweise alles doch so, als hätte mich Yotta unter seine muskulösen Fittiche genommen, aber seien wir mal ehrlich: Fittiche (wenn auch nicht unbedingt Bastian Yottas) sind ein sehr angenehmer Ort. Da kann man schon mal verweilen. ?