Der Brand:

Kastanienallee – Menschen laufen mir in Paaren entgegen. Ich prüfe: sie rennen nicht, sie scheinen vor keiner konkreten Gefahr zu flüchten. Ich trete mein Fahrrad langsam die Straße entlang: immer mehr Menschen, der erste Polizeibus. Ein sanftes Dröhnen in der Luft: dann das erste Feuerwehrauto, und da merke ich es am Geruch: ein Brand. Die Leute im Restaurant gegenüber blicken aus den Fenstern zur Straße hin: Eine Menschenmenge entfernt sich. Mehr Polizei, mehr Feuerwehr, ich steuere auf die Kreuzung zu. Die Scheiben der Bar sind mit grauem Rauch bedeckt. Aus der Eingangstür an der Hausecke qualmt es Wolken nach außen, die Feuerwehr beginnt bedacht ihre Arbeit. Ich traue mich nicht anzuhalten: Anhalten macht mich zum Zuschauer, Zuschauer stören in solch einer Situation.

Aber kaum jemand ist hier. Die Menschen spazieren, die Feuerwehr geht entspannt ihrer Arbeit nach: Sie tragen ihre Schutzkleidung, sie tragen den Schlauch. Ich blicke am Gebäude nach oben: Ist noch jemand drin? Warum herrscht hier keine Panik? Vereinzelt brennt Licht in den Wohnungen, doch es scheint alles leer zu sein. Die Bar qualmt weiter. Ich biege in die Seitenstraße.

Eine Woche später fahre ich wieder an der Hausecke vorbei – es ist spät am Abend. Mein Blick huscht an den großen Scheiben der Bar entlang: Die Stühle sind hochgestellt, und auf den Tischen stehen in kleinen Vasen die ersten Tulpen des Jahres.

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