Berlin, du bist so wunderbar klischeebehaftet

Zu einem meiner Guilty Pleasures – gibt es eigentlich einen schönen deutschen Ausdruck dafür? – gehört, so wurde mir neulich bewusst, Kinowerbung. Und zwar nicht irgendeine Art von Kinowerbung, sondern diese kitschigen Berlin-als-Lebensgefühl-Werbespots von berliner Marken. Seit einigen Jahren ist es nicht zu übersehen, wie Berliner Produkte mit einem ganz bestimmten Bild der Stadt (immer exakt das Gleiche!) eine Stimmung erzeugen, die vollkommen überzogen und unrealistisch das Leben in der Großstadt rüberbringt. Und ich muss gestehen: Sie kriegen mich damit absolut rum. Diese Überzeichnung des Sommers in Berlin trifft bei mir irgendwie einen wunden Punkt, und ich fühle mich immer wahnsinnig richtig hier (obwohl ich wirklich selten so glückselig und barfuß durch die City springe, wie die Protagonisten in den Spots das tun). Drei Beispiele.

Alle kennen den Song von Kaiserbase – Berlin, du bist so wunderbar, bla bla, und natürlich summen die happy Jungs von der Stadtreinigung mit, und der knausrige Polizist auch, und die nervigen Raggae-Gäste aus dem Yaam, die total eins werden mit dem piekfeinen Spindler & Klatt Publikum von Gegenüber. Denn sowas geht in dieser Stadt (allerdings nur mit ordentlich viel Bier).

Um bei den Getränken zu bleiben: Für alle, die kein Bier mögen, tut es auch Wasser – präsentiert von all den smarten Menschen, die in dieser Stadt wohnen und Wasser trinken, von Studenten bis zum starken Papi, Omi und Opi und natürlich dem Fernsehturm höchst persönlich (crazy, dass der noch in Werbespots funktioniert).

Und dann ist da die Morgenpost, die nochmal gewaltig auf die Tränendrüse drückt und alle Klischees, die die Stadt zu bieten hat, in wunderschöne, sonnendurchflutete, warme Bilder packt. Mein Herz weitet sich bei jedem Angucken zu einem saftigen Steak. (Lustig übrigens, dass homosexuelle Paare zum Stadtinventar gehören wie kaum irgendwo sonst. Sogar der be berlin Kampagnenspot von 2009 endet mit einem verträumten Männerpaar und Skyline.)

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