Wie die Nase eines Mannes

Als noch Sommer war: Nadine und ich sitzen auf einer Decke im Park und lassen die warme Luft um unsere Knöchel streifen. Das ist eine gute Beschäftigung, und gesund für die Knöchel. Alte Leute wissen: was den Füßen gut tut, hilft dem ganzen Körper. Im entfernteren Sinne könnte man hier an den Fußpfleger Claude aus Frauke Finsterwalders Film „Finsterworld“ denken, der die abgeraspelte Hornhaut seiner Patienten in den Teig seiner Plätzchen mischt, die er dann wiederum seinen Patienten schenkt.

Wir sitzen also so da, und auf Nadines Nase landet ein Tier. Es ist ein Brummer, wo Nadines Nase doch so klein und zart ist, und als ich genau das bemerke, erwidert Nadine, Ja ja, das stimmt, und wäre dieses Flugobjekt auf deiner Nase gelandet, wirkte es ganz klein, nicht wahr, du mit deiner großen Nase.

Ich muss schon sagen, Nadine ist geübt, was Anspielungen auf meinen etwas kantigen Körper angeht. Als ich ihr von der Idee erzählte, mein Ohrloch mit einem circa fünf Millimeter breiten Tunnel durchbohren zu lassen, wies sie mich nach kurzem Überlegen nüchtern darauf hin, dass sie an meiner Stelle diese Ohren nicht noch mehr betonen würde.

Ich ließ die Bemerkung unkommentiert, und der Gedanke daran führte mich zur Erinnerung an meinen ehemaligen Klassenkameraden Max, der unglaublich große Hände hatte (und sie vermutlich immer noch hat!). Bei jeder Möglichkeit, die Diskussion im Klassenraum voran zu treiben, wuchtete Max seine maximal dimensionierten Handflächen wild gestikulierend durch das Zimmer, stets darauf bedacht, seine Argumente mit einem ordentlich nachwirkenden Windstoß zu untermalen.

Und genau das ist doch das Gute an unseren kantigen, unförmigen Körpern: Die Dramatik; die Karikatur, die wir unserer Erscheinung verleihen, und ich, wie ich mit meiner sonnensegelgroßen Nase windschnittig durch die diesjährige Sommerluft düsen werde.

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