Ein letztes Glimmen

Das Schreiben von Jahresrückblicken fällt mir von Jahr zu Jahr schwerer. Gefühle, nicht erreichte Ziele, Zufälle und Glücksgriffe verschwimmen im Laufe der Monate, und ich traue mich nicht, Schlüsse daraus zu ziehen. Es passiert nicht, dass mir zum Dezemberende hin alles klar wird und ich im neuen Jahr alles besser machen will. Das geschieht eher gleitend.

Auch Vorsätze für das kommende Jahr formuliere ich nicht mehr, habe ich noch nie eingehalten und kenne mich auch zu gut; daraus wird nichts. Dafür bin ich zu sehr im Hier und Jetzt, ich finde es schwierig, eine klare Strategie für das Leben auszumachen. Ich bin froh, wenn ich die wichtigsten Ereignisse der letzten zwölf Monate zusammengekratzt bekomme; die werden gebündelt und verstauben ab jetzt in einem Dokument. Wie so vieles vom Leben Gelernte.

Und Silvester, dieses Flackern zur letzten Stunde des aufgebrauchten Jahres, das verschwindet auch immer mehr. Zu laut das Großstadtrauschen, zu hoch die Erwartungen: So ist es doch immer – alle wollen die beste Nacht des Jahres, einen krönenden Abschluss, und in letzter Sekunde passiert immer etwas unvorhergesehen Schlimmes.

Trotzdem kann ich euch verstehen: Diese Euphorie auf etwas Neues, Unverhofftes, alles wird besser im nächsten Jahr. Einen Schnitt machen wollen; das stetig flackernde Gefühl. Wir brauchen diese Lücke, die es zu überwinden gilt, um etwas Neues zu beginnen: Besser schneller schöner vernünftiger ordentlicher und so weiter. Der Sprung ist unser Ritual. Ich verkrieche mich solange dann in der Lücke. Bis 2014.

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