Und ich träumte,

durch die leeren Straßen meiner ehemaligen Heimatstadt rennend: In der Dämmerung, einige dutzend Meter hinter mir, spaziert ein Mann. Weil ich pinkeln muss, beschleunige ich meinen Gang; der Mann tut es mir gleich. Er kommt mir näher. Ein zweites Mal drehe ich mich nach ihm um; verwirrt und beunruhigt. Der Mann hat langes, dunkles Haar, zum Pferdeschwanz gebunden. Dunkle Klamotten und unreine Haut, sein herbstgraues Gesicht erinnert mich an Aphex Twin. Er guckt streng und schreitet forsch. Ich schreite forscher, fange irgendwann an zu laufen, gehe in ein unbeholfenes Joggen über; der Mann hält Schritt. Mit einem dritten flüchtigen Blick nach hinten biege in meine Straße ein, der Mann kommt zu nah; schlage Haken zur Türe meines Elternhauses, drücke mit einem Herzschlag die Klingel –

— Und in der Sekunde, in der mir meine Mutter öffnet, kommt der Schnitt, mein Körper steht reglos da, und anstatt in mein Gesicht blickt Mutter in das fiese Grinsen des Verfolgers.

Funktion One

Wie du da stehst, neben dem Turm, im Dunkeln, im Nebel. Ein bisschen wie Stahl, ein bisschen wie Holz, wie ein Wald, wie ein Krieg durchdringt uns das Donnergrollen. Wie das Glimmen deiner Zigarette die Nasenspitze zum Leuchten bringt. Und das harte Arbeiten der anderweitigen Körper, nur du ruhig dastehend und wie du abwegig drein schaust, den Blick nach unten gerichtet. Und ach ja, hier ich, am anderen Ende des Nebels, jage Blicke durch die gelegentlichen Funken, die den Raum zitternd machen und wie ich durch die Nebeldecken grabend, auch zittern muss. Ein Zeitstop in meiner Verfolgungsjagd, Blaulicht, Flackern, Lärm und Muskeln – Ich Enter The Void, grabe mich vor, auf dich zu, und du da am Rand, formst die Mitte hier drin.

Über das Begründen von Entscheidungen

Mein Freund Lenni hat sich ein Auto gekauft, nachdem er zwei Jahre damit verbracht hat, sein Portemonnaie mit der täglichen Nutzung von DriveNow zu entleeren. Nun fährt er also jeden Tag einen eigenen, schwarzen BMW von Friedrichshain nach Kreuzberg.

Warum er nicht Fahrrad fahre, habe ich ihn gefragt – wegen des vielen Architektengepäcks, bekam ich als Antwort. Warum er dann nicht Bahn fahre, habe ich ihn gefragt – wegen der vielen unangenehmen Menschen, hat er geantwortet. Dann warf ich noch drei Sätze zu überfüllten innerstädtischen Straßen, Lärmbelastung und Umweltverschmutzung hinterher, und schließlich ließ ich ihn in Ruhe sein Auto kaufen.

Eigentlich ist es nämlich nervig, wenn man einen konkreten Plan, einen Wunsch oder ein Bedürfnis hat, das man sich erfüllen möchte, und ständig nur von allen Seiten hört, dass das schlecht für die Umwelt, das Umfeld oder das Karma sei. Lenni erzählt, er habe sich selten für eine Entscheidung so sehr erklären müssen wie für den Kauf eines eigenen Autos.

Dass man dabei vehement das Gefühl hat, sich selbst rechtfertigen zu müssen, und ob der Vorwurf dann direkt oder ganz unterschwellig durch die Blume kommt, ist anstrengend und stiftet Missmut. Macht doch was ihr wollt! Nur weil ein Grund nicht der eigene ist, ist es noch lange nicht kein Grund.

Trouble Will Find Me

Standing at the port, with my chest beding over the quay. My eyes on the horizon; an angler and his sailboat, an island and it’s bridge. It’s quiet, no people, it’s loud, a storm is coming.

Dass das hier ein Ort ist, in den ich Gedanken legen kann mit der Sicherheit, dass sie nicht zu mir zurück kommen werden, so wie auch ich nicht vorhabe, hierhin nochmals zurück zu kommen; das erlaubt mir eine gewisse Erholung.

If I stay here / trouble will find me
If I stay here / I’ll never leave
If I stay here / trouble will find me
I believe.

Nur noch G

Gestern habe ich mich mit S. getroffen. Wir haben Penne mit Tomatensoße gegessen; oder viel eher hat er Nudeln und Fertigsoße mitgebracht und in meiner Küche für sich gekocht. Das war ok. Er wollte meine neue Wohnung sehen, und ich wollte ihn sehen. Das letzte Treffen war lange her.

S. sieht immer noch aus wie vor zwei Jahren, vielleicht noch etwas schelmischer, und noch ein kleines bisschen kaputter. Er nehme jetzt eigentlich nur noch G, erwähnt er, das mache einen nicht so nachhaltig fertig und sei viel lustiger. Und er werde immer so geil dabei. Ich wünsche mir eine Portion G in seine Penne Arrabiata und merke, dass das ein böser Gedanke ist, und schäme mich. S. hat schöne Finger und tiefe Augenringe, die in seinem kindlichen Gesicht und unter dem blonden Haarschopf versinken.

Die Silence darf nicht zu drastic werden

Ich hab zugegebenermaßen considered, die Content Strategy in diesem Blog zu ändern. Ich weiß, dangerous, weil die Leserschaft hier Quality Content erwartet. Und trotzdem teasen mich kleinere snippets; snackable Micro Formats, die einfach besser digestable sind. Ich frage mich oft, wie ich das ganze Zeug hier enrichen kann, aber am Ende bleibt es total fragmented, und das ist ja auch okay somehow, wisst ihr; es muss ja nicht immer alles total polished sein. Man muss auch nicht immer super frequently delivern – es kann auch mal eine Zeit lang nichts passieren. Wichtig ist, dass man das timeboxed, und auf dem Schirm hat, dass die Silence nicht zu drastic werden darf. Sonst droppen die visits und die bounce rate steigt mega an; das ist dann nicht so nice. Ich will euch ja engagen; darum geht es mir ja. Engage with great content. Das ist hier die message.

Heimat

Das Warten am Bahnsteig in der Dämmerung, die Zigarette im Mundwinkel, auf den nächsten Regionalzug, der uns rausbringen soll aus diesem Kaff, wenigstens für ein paar Stunden in die Stadt. Dass auch den blöden Dingen im Leben eine Poesie innewohnt, nehmen wir erst wahr, wenn wir uns von ihnen befreit haben.