Über das Begründen von Entscheidungen

Mein Freund Lenni hat sich ein Auto gekauft, nachdem er zwei Jahre damit verbracht hat, sein Portemonnaie mit der täglichen Nutzung von DriveNow zu entleeren. Nun fährt er also jeden Tag einen eigenen, schwarzen BMW von Friedrichshain nach Kreuzberg.

Warum er nicht Fahrrad fahre, habe ich ihn gefragt – wegen des vielen Architektengepäcks, bekam ich als Antwort. Warum er dann nicht Bahn fahre, habe ich ihn gefragt – wegen der vielen unangenehmen Menschen, hat er geantwortet. Dann warf ich noch drei Sätze zu überfüllten innerstädtischen Straßen, Lärmbelastung und Umweltverschmutzung hinterher, und schließlich ließ ich ihn in Ruhe sein Auto kaufen.

Eigentlich ist es nämlich nervig, wenn man einen konkreten Plan, einen Wunsch oder ein Bedürfnis hat, das man sich erfüllen möchte, und ständig nur von allen Seiten hört, dass das schlecht für die Umwelt, das Umfeld oder das Karma sei. Lenni erzählt, er habe sich selten für eine Entscheidung so sehr erklären müssen wie für den Kauf eines eigenen Autos.

Dass man dabei vehement das Gefühl hat, sich selbst rechtfertigen zu müssen, und ob der Vorwurf dann direkt oder ganz unterschwellig durch die Blume kommt, ist anstrengend und stiftet Missmut. Macht doch was ihr wollt! Nur weil ein Grund nicht der eigene ist, ist es noch lange nicht kein Grund.

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