Weimar I

Auf dem Rathausplatz lesen vereinzelt junge Leute laut aus Büchern vor. Einige Passanten stellen sich daneben und lauschen. Wir sind zu scheu. Die Gruppe junger Leser wird uns im Laufe des Abends noch öfter begegnen: Wie sie in einer Gasse an uns vorbei läuft und alle auf einmal die Arme heben; wie sie sich in der Einkaufsstraße zu einem Musiker stellt und improvisiert tanzt.

Einerseits nerven sie mich: diese verklärten Pseudokünstler, die sich innovativ fühlen und für die »die Welt eine Bühne ist«, anderseits finde ich es schön; es ist eigentlich die Welt, in der ich leben will, in der sich jeder als Pseudokünstler inszenieren und die Leute verwirren oder – im besten Fall – kurz zum Schmunzeln bringen kann.