Ich betrete den Zauberkönig, weil ich mir ein paar Bärte kaufen möchte. Der Laden ist ein Berliner Traditionsgeschäft, seit 1884 gibt es ihn. Der junge Verkäufer handelt gerade mit seinem Kollegen aus, wer die Schicht morgen übernimmt. Er wirft eine Münze, die – Überraschung! – zu seinen Gunsten entscheidet. Auf solche Verhandlungsmethoden würde ich mich nicht einlassen mit einem Zauberer.
Wenn ich am Spiegel in meiner Wohnung vorbei gehe und kurz einen Blick hinein werfe, dann denke ich ganz flüchtig: Bin das ich, als erwachsener Mann? Is this it? Und dann gehe ich schnell weiter.
Jemand im Zug trägt eine Cap mit der Aufschrift Love in the Nineties. Ich stelle mir das vor, wie das gewesen sein muss, in den Neunzigern verliebt gewesen zu sein, oder sich neu zu verlieben. Ohne Internet, ohne Kurznachrichten, Erlebnisse ohne Digitalfotografie. Different times.
Ich bin überzeugt, dass der Hund einen rosafarbenen Rattenköder gefressen hat, und trete eine Paniklawine mit Anruf beim Hundenotarzt los. Bei genauerer Inspektion stellt sich natürlich heraus, dass es lediglich ein großes Stück Salami war.
Ich besuche einen Breath-Work-Kurs in einem Yoga-Studio, weil ich mir einbilde, dass 60 Minuten Atmen sicher sinnvoll ist für meinen Geisteszustand. Die Atemtechnik und die Musik sind treibend und anstrengend, und ein Raum, in dem ca. 50 Leute wie Sardinen auf Matten liegen und laut atmen, stellt sich leider als das absolute Gegenteil von Entspannung heraus.
Mit meinen Kolleg·innen von Village One waren wir – endlich! – bei einem Riso- und Letterpress-Workshop in Erik Spiekermanns Hacking Gutenberg Werkstatt. Ich dachte immer, dieser Druckmaschinenkram wäre nichts für mich, aber es war richtig toll! Wer die Möglichkeit hat, einen Workshop dort zu besuchen, sollte das wirklich unbedingt tun.
Sonja bemerkt, awkward sei wohl eins meiner Lieblingswörter. Ich streiche es nun aus meinem Wortschatz, und nehme mir vor, meine Awkwardness hinter mir zu lassen.
Ich laufe den Ku’damm entlang, ein Mann scheint auf mich zuzukommen. In Windeseile schlüpfe ich in meinen Human-Contact-Anzug: Lächeln, Augen auf, offener Blick. Aber ich bin unsichtbar.
»Es kann nicht still genug sein.«
Der Teenager, der im Spreewald-Imbiss die Plinsen ausgibt: Groß und breit, mit knallroten Wangen, in Klamotten gewickelt, die ihm dreimal zu groß und zu alt sind. Er sieht traurig aus, als hätte er schon verloren.
Unsere sonnige Bootstour wird durch einen Regenschauer unterbrochen. Es prasselte nur so nieder auf uns. Auch irgendwie erleichternd, so aufzugeben: Wir werden jetzt eben einfach komplett nass. Auch nicht so schlimm.
Vermutung: Meine zunehmend verspürte Langsamkeit liegt nicht an der Sommerhitze, und auch nicht am Alter. Sie liegt an der schnellen Welt und den schnellen Werkzeugen, die uns vorantreiben.