Ich nutze die Herbstsonne und mache einen Spaziergang zur Bibliothek. Die Straßen sind ruhig, jemand sonnt sich auf den Bänken, eine Mutter sammelt mit ihrem Sohn Kastanien. Kurz vor dem Rückgabeautomat der Bibliothek fällt neben mir ein kleiner Spatz vom Himmel. Er ist sofort tot.
Der Ticket-Kontrolleur an der Fähre schaut uns prüfend an. Ob wir zusammen seien, fragt er auf italienisch. Er schmunzelt und genießt seine Macht wie ein Türsteher. Warum müssen wir uns das fragen lassen? Einem heterosexuellen Paar wäre das in keiner Konstellation passiert.
Ein letztes Mal im Meer baden. Es fühlt sich schön an. So weich und ruhig. Ich bin fast ganz alleine im Wasser. Es ist abwechselt warm und kalt und ich will nicht, dass der Moment aufhört.
Ich lese darüber, wie man Balkonpflanzen am besten überwintert. Man wickelt sie in Polsterfolie und Jute ein, und stellt sie ins Treppenhaus. Solche Probleme hatte ich vorher nie; ich mache sie mir am letzten warmen Herbsttag zu eigen, und genieße sie.
Jan ist in der Stadt, ich bin zum Abendbrot eingeladen. Nach dem Essen spiele ich mit seinem Sohn, wir hören Tabaluga und Sesamstraße auf der Toniebox und ich kaufe in seinem Einkaufsladen ein. Gegen 21 Uhr muss er ins Bett; er will nicht. Ich denke: Was würde ich dafür geben – um 21 Uhr ins Bett gebracht und zugedeckt werden, und den Tag und den Trubel beendet bekommen.
Manchmal blättere ich abends im Blog, stolpere über alte Texte und Links. Seit zwei Jahren habe ich nichts wirklich substanzielles mehr produziert, zumindest fühlt es sich so an.
Ich lese in einem Roman über die Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern, und stelle fest, dass ich meine Eltern nie so richtig nach ihrem Leben gefragt habe. Das macht man irgendwie nicht, in der Kinderrolle. Nehme mir vor, das nachzuholen.
Manchmal fühlt es sich hier ein bisschen einsam an. Also nie schlimm, aber so im großen Ganzen. Ich glaube, es liegt an der Stadt. Daran, dass hier alle immer so weit weg sind, und so sehr mit sich selbst beschäftigt. Ich ja auch.
Ansonsten im Oktober: Zwei Erkältungen ausgeschnäuzt, 5000 Liter Ingwertee getrunken, eine Teamwoche gehabt, einen riesigen Schokokuchen gebacken, ein winzig kleines Baby im Arm gehalten.