Warum eigentlich

Drawing of the word Why

Ich telefoniere mit meinem Freund David. Uns beide verbindet unter anderem eine Zuschreibung, die wir mal bei einem Gespräch von unserem gemeinsamen Professor an der Uni bekommen haben: »Nachdenklich und trotzdem offen« nannte er uns, und beim Telefonat neulich merke ich, dass das immer noch irgendwie auf uns und unsere Herangehensweise an die Welt zutrifft.

Wir sprechen über unsere Arbeit, und warum wir sie tun. David beschäftigt das große Warum; die Suche nach einer tieferliegenden Begründung seines Handels. Warum machen wir das, was wir machen? Wir arbeiten darauf hin, so selbstbestimmt wie möglich unsere Ideen zu verwirklichen, aber aufgrund welcher größeren Idee eigentlich?

Für mich ist es eine nicht zu beantwortenden Frage, die Frage nach dem Why. Sie bringt mir zu sehr ins Wanken, macht mich mürbe und ein wenig depressiv. Jede Antwort darauf klingt zu pathetisch, nach leeren Worthülsen oder nach einer Verantwortung, der ich niemals gerecht werden könnte. Ich lege den Gedanken beiseite, mit der Ausrede, ich bräuchte gerade keine Antwort darauf. Ganz überzeugt bin ich noch nicht davon.

David arbeitet seit einigen Jahren an seinem Produkt Shelfd – ein Online-Service, der die besten Inhalte aus sämtlichen Mediatheken sammelt und empfiehlt. Einmal pro Woche erhalte ich einen Newsletter mit Filmen, die es etwa gerade in der arte-Mediathek gibt, und die ich sonst definitiv verpasst hätte. Eine super Sache.

Für mich als Beobachter ist irgendwie total klar, warum David das macht: Er liebt Filme, und ist begeistert von der Idee, andere mit dieser Begeisterung anzustecken. Viel mehr braucht es für mich nicht, um die Frage nach dem Warum zu beantworten.

Aber im eigenen Kopf dreht man eben ganz andere Schleifen und Runden, die einem aus der Beobachter-Perspektive verborgen bleiben. Unterwegs im eigenen Kopf sieht man zwar mehr, aber das alles zu ordnen und Sinn stiftend anzulegen, ist eine komplexe Aufgabe. Und man kann sich selbst ja nicht ununterbrochen nur aus der Beobachter-Perspektive wahrnehmen (obwohl ich das bei mir oft gerne täte) – dann entrinnt einem ja das Leben. Vielleicht bekomme ich das gerade, so ganz leise, zu spüren; wie ein kleines Rinnsal schlängelt sich dieses Gefühl seit unserem Gespräch in mir entlang.

Aber dann wiederum: Soll es eben. Soll es eben mal rinnen, eine Weile, so lange, wie ich diese große Warum-Frage noch ausreizen kann. Der eine, mich überzeugende Gedanke wird schon in irgendeiner Biegung hängen bleiben.