Eigentlich ganz friedlich

Neulich stand ich an meinem Fenster und blickte auf die Straße; es war einer der ersten Abende, an denen die Stadt mit dicken Schneeflocken bedeckt wurde. Und ich schaute hinunter und hinaus und ich dachte, eigentlich ist es doch ganz friedlich: Diese Stille, die der Schnee mitbringt, das heimliche Knirschen, Menschen, die ihre Autos frei schaufeln. Ich las die Anekdote eines jungen Mannes, der Geflüchteten Deutsch beibringt: wie die Konzentration dahin war, als die Menschen teilweise den allerersten Schnee ihres Lebens gesehen haben – da dachte ich, eigentlich ist es alles ganz friedlich.

An diese Magie des ersten Schnees erinnere ich mich von früher: Schneefrei, weil der Schulbus nicht fährt! Heute ärgern wir uns über die Straßenbahn, die ausfällt, denn Bürofrei gibt es nicht als Erwachsener. Iglus bauen, wenn der Schnee richtig schön pappig ist! Heute? Der Mann, der sein Auto vom Schnee befreit (der, den ich eben noch verträumt dabei beobachtet habe) flucht, und ich finde es auch nicht so toll, das Rad wegen Glätte und Matsch zu Hause lassen zu müssen. Das Rodeln auf dem Berg am Stadtrand! Und heute gehen eigentlich nur noch die Leute rodeln, die selbst schon Kinder haben.

In 24 Tagen geht die Sonne wieder um 7 Uhr 30 oder früher auf (11. Februar). In 40 Tagen wird endlich die Zeit umgestellt: Die Sonne geht erst um 18 Uhr 30 oder später unter (26. März). In zweieinhalb Monaten können wir vermutlich die Winterjacke durch die Übergangsjacke ersetzen (1. April). Bis dahin schaue ich mir die Welt versteckt durch den schmalen Sichtschlitz meiner Winterjacke an.

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