Wildes schönes Tier

Ein Mann entführt seine Frau, um ihre Liebe zurück zu gewinnen. Doch als es nach ihrem Verschwinden und einer Ansammlung an verzweifelten Momenten tatsächlich soweit kommt, funktionieren seine eigenen Gefühle nicht mehr; er erkennt die Unmöglichkeit der Umstände. Das alles passiert in einem Manuskript, dem sich ein Lektor bei einem Buchverlag widmet, und mit der Veröffentlichung des selbigen er hadert.

Dann: Eine Mutter beginnt während des Club-Urlaubs mit ihren beiden Kindern eine heimliche Affäre mit einem der Animateure. Dennoch beharrt sie auf ihrer Rolle, als Abenteuertouristin die Urlaubsathmosphäre der All-Inclusive-Clubs abstoßend zu finden. Jahre später sichtet der Sohn für eine Bewerbung an der Filmhochschule Videoaufnahmen aus ebendiesem Urlaub, er entdeckt die Liebelei und Lüge seiner Mutter, und findet sich gleichzeitig selbst in der Rolle des Enttarnten wieder.

Wildes schönes Tier (2007) von Fridolin Schley ist eine Sammlung kurzer Erzählungen, und je öfter ich durch das Buch blättere, desto mehr verfestigt sich die Überzeugung, dass es definitiv eins meiner liebsten Bücher überhaupt ist. Mit altmodischer, aber eindringlicher Sprache erzählt er präzise Geschichten, meist umhüllt von unscharfen Rahmenhandlungen; vom Festhalten an alten Gefühlen, von Ruinen und verlorenen Orten, vom Loslassen. Jeder Text hat eine ganz eigene Form und Haptik, und in jeder Situation erkennt man sich irgendwo wieder (Beim Camping-Urlaub / Im Disput mit dem eigenen Vater / Beim Beobachten von Menschen in der Bibliothek / Im All-Inclusive Club-Urlaub).

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