Es gibt Texte, die muss man eigentlich auch nicht veröffentlichen

Manchmal sitze ich mit krummem Rücken auf meinem Schreibtischstuhl und starre in den Monitor, die kleinen weißen Lichtpunkte starren zurück, und ich merke erst ganz spät, dass meine Nase blutet. Nur als der erste rote Tropfen auf der grauen Tischplatte landet, entkrümmt sich der Rücken für eine kleine Sekunde, und stets aufs Neue bin ich minimal geschockt.

Währenddessen höre ich das immer gleiche Lied, weil es das Erste in der „Stared“ Liste ist, und es summt jemand melodisch zum Geschrei des Nachbarn auf der Straße unten, der seinen Sohn wieder tadelt, immer mit diesem speichelfeuchten Röcheln in der Kehle; sein Kopf muss so blutrot sein wie der Tropfen, der eben aus meiner Nase fiel.

Ich stecke den Finger rein und gucke, ob da noch mehr kommt, und dann stürzt ein roter Schwall aus meinem Gesicht und macht die Tastatur dreckig. Ich drücke nochmal gegen die Nasenflügel, für die zweite Ladung. Jeder weiß: den Kopf niemals in den Nacken legen; das Blut nicht in den Kopf laufen lassen. Da bräuchte ich es aber eigentlich. Immer schön nach vorne bücken; laufen lassen; da ist der krumme Rücken ja vorteilhaft.

Am liebsten mag ich, wenn man nach einigen Stunden noch irgendwo auf der Haut eine nicht entfernte, dünne Blutkruste findet, und die dann abschrubben kann, unter warmem Wasser. Mit richtig Schmackes abreiben, wo man ja in der Zeit zuvor den Kopf nur ganz vorsichtig bewegte: Nur nicht zu schnell, sonst geht es wieder los, nix raus lassen. Ganz sachte. Bis es trocken ist. Bis zum nächsten Tadel.

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