September-Liste 2025

Kollage: Ein Xerox Drucker, ein falscher 100 Euro Schein, Ein selfie vor einem Riesenrad

  • Am Nebentisch in der Kneipe unterhalten sich Freunde über eine nicht anwesende Person. »We never know if she is normal or if she’s just acting normal…«
  • Sonntag, 7. September 2025, 21.30 Uhr. Wir strecken uns aus dem Fenster und schauen nach dem Blutmond. Nichts. Dann gucken wir ihn im Livestream auf YouTube, das geht wesentlich besser.
  • P. fragt sich, ob ich womöglich gar nicht echt sei, sondern lediglich sein imaginärer Freund. Ich überlege, wie ich meine Echtheit ihm gegenüber verifizieren könnte. Der Gedankengang erinnert mich an unsere laufende Debatte darüber, ob wir denn nun in einer Simulation leben oder nicht, und ob P. und ich in der gleichen stecken, oder ob es womöglich zwei verschiedene sind.
  • »Hab dich lange nicht mehr gesehen. Du siehst irgendwie ungleichmäßig aus im Gesicht.« Was man nicht hören will, wenn man Feierabends vor der Kneipe sitzt und den Tag verdaut.
  • Im Hof der Neuköllner Oper: Eine junge Frau im beigen Trenchcoat und großem aufgeklebten Schnurrbart schwingt ihre braune Ledertasche und setzt sich neben ihren Freund ins Publikum (provisorische Bierbankbestuhlung). Alles super.
  • Z. schreibt seine Gefühle auf kleine Zettel und lehnt sie neben den Bildschirm auf dem Schreibtisch, immer im Blick.
  • Durchsage im ICE von Leipzig nach München: In Wagen 6 wird ein Notarzt benötigt. Fast alle Fahrgäste stürmen zum Wagen 6. Fünf Minuten später nochmal eine Durchsage: »Vielen Dank für die zahlreichen Hilfsangebote, wir haben jemanden gefunden. Bitte setzen Sie sich wieder.« So endet der Viszeralmedizin-Kongress Leipzig 2025.
  • Im Vorbeigehen höre ich einen Mann zu seinem Kumpel sagen: »Ich bin jetzt wieder mit der Welt versöhnt.« Es wurmt mich immer noch, dass ich nicht weiß, was zum Ungleichgewicht und was zur Versöhnung geführt hat.
  • Budenzauber, das ist das Wort und das Gefühl, das mich überkommt, als ich mich (mich, of all people!) auf dem Oktoberfest wiederfinde. Alle sind so fröhlich und fesch und alles leuchtet, und ich komme mir ganz einfach und unkompliziert vor. Ein schönes Gefühl.
  • Im Zug auf meiner Heimfahrt erklärt eine Frau ihrer jungen Tochter: »Wenn du von Angst überfallen wirst, atme einfach fünfmal ganz tief ein und aus. Und dann wirst du sehen dass die Angst weg ist!« Wünsche beiden so sehr, dass das für sie funktioniert.