Seven weeks of reading papers
Seven weeks of river walkways
Seven weeks of feeling guilty
Seven weeks of staying up all night
Ich Rasier’ Euch Alle

Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis eins der großartigsten Graffitis dieser Stadt verschwinden wird. Das Haus am Hermannplatz, Hasenheide 119, gegenüber von „Berlins größtem Bräunungs-Center“ (sic), dessen Schicksal der TIP Berlin schon im vergangenen Jahr portraitiert hat, ist seit Monaten eingerüstet. Laut Morgenpost muss es bald einem Büroturm weichen. Was könnte man auch sonst bauen an einen Platz, der zwei lebhafte, multikulturelle Stadtteile verbindet.
Durch das Baugerüst finden sich zahlreiche Graffitis an der Fassade, aber das Schönste thront seit einigen Jahren ganz oben: »Ich rasier euch alle« steht in Blockbuchstaben auf dem Rooftop über der Hermannstraße. Ich werd’s vermissen. Es scheint fast, als rasiere nun doch die Gentrifizierung uns alle.
Im Neuköllner und bei kreuzberg süd-ost gibt es ältere, bessere Fotos. R.I.P.
Remembering 2017
Wird man sich später an diese Zeit erinnern, und sich dann denken: Waren die sich eigentlich bewusst, wie schrecklich alles war? Die lauten und schmutzigen Innenstädte, all die Autos, die AfD und der Hass in sozialen Netzwerken, die Schere zwischen Arm und Reich, die Härte des Wohnungsmarkts, und der Müll in den Ozeanen?
Wird man sich später an diese Zeit erinnern, und sich dann denken: Wussten die eigentlich zu schätzen, wie toll alles war? Die Krankenversicherungen, die Haftpflichtversicherungen? Die Möglichkeit, zu demonstrieren, die Sicherheit der Öffentlichkeit, und die Tatsache, dass hier niemand verhungern muss?
Wird man sich später an diese Zeit erinnern, und sich dann denken: In dieser Zeit hätte ich gerne gelebt?
Oder wird man sich später erinnern und sagen: Gott sei Dank ist dieses finstere Zeitalter vorbei?
The Toothbrush
It happened. I don’t know how it was possible, but it happened. Friends, my work has been stolen and copied and I became a victim of copyright infringement (take a moment to enjoy to the tension of the muscles when saying this term aloud)!
It all started with my friend Kiwi, who recently sent me a link to this Kickstarter campaign. He has a talent for digging up weird shit on Crowdfunding platforms, but this made me gasp: Someone invented a self-brushing toothbrush!

(Immediate throwback to the days when we all had lose braces and were forced to wear them over night.)
This toothbrush is called Amabrush, and I am still not sure whether it’s a hoax or a real product. The device looks like choppers, and claims to brush your teeth within ten seconds. It connects via Bluetooth to your phone (obviously), were you can select a variety of vibration modes and timers. IN-SANE!
But if this wasn’t enough craziness built into one single device, the real deal is that they stole this idea. From me.
In 2010, I started a new sketchbook and had a creative phase—I was inventing a lot of useful everyday devices and made drawings and descriptions for them.
Non of them ever went into production, obviously, but they were sketched out thoroughly. One of these sketches now must have leaked to the people behind Amabrush—it was this one:

Isn’t that crazy! I drew this! Years ago!
These self self-proclaimed Kickstarter “inventors” must have given themselves access to my apartment, looked through my sketchbooks and photographed my invention—while I wasn’t at home! And now they are trying to make big money out of something I THOUGHT OF FIRST! Not okay.
But I assume I can’t do much about it right now. I can just recommend to always lock away your sketchbooks cautiously, or get your ideas patented as soon as they’re on paper. But on the other hand—who needs an automatic toothbrush?! It doesn’t really matter if you spent 10 or 120 seconds brushing your teeth. As long as you do it. So you better enjoy the artisanal experience of brushing your teeth by hand as long as you still can!
Fledermäuse
Es passierte gegen 22 Uhr 30, als ich mal wieder meine verträumten fünf Minuten hatte, am Fenster stand und der Nacht beim Ankommen zusah. Da passierte es.
Ein dichter Schwarm Fledermäuse flatterte an meinem Fenster vorbei, nur knapp über den Baumkronen hinweg flogen sie Richtung Sonnenallee. Ich hatte hier in der Stadt noch nie Fledermäuse gesehen, obwohl sie bestimmt noch häufiger vorkommen als Füchse. Sie wiederum hatten mich sicher schon des Öfteren hier im Schlüppi am Fenster stehen sehen, sonst wären sie mir ja nicht so nahe gekommen.
Und dann musste ich an diese Fernseh-Doku neulich denken, in der eine Mutter gemeinsam mit ihrer Tochter (beide hatten krauses schwarzes Haar, das mit einem Haarband aus der Stirn gehalten wurde) über 50 Fledermäuse groß zog. Sie lebten in einem abgedunkelten Käfig im Wohnzimmer, und machten furchtbaren Lärm. Mutter und Tochter hatten die Tiere bei sich aufgenommen, weil ihr Lebensraum – ein maroder Baum – direkt vor ihren hässlichen Fledermausschnauzen weggesägt worden war.
So nett ich das fand – so wollte ich nicht werden. Ich will kein Haarband, und keinen kreischenden Käfig in meinem Wohnzimmer. Seitdem öffne ich das Fenster nach Einbruch der Dunkelheit nur noch selten. Manche Fledermausarten leben 20 bis 30 Jahre – die Vorstellung, ein Tier so lange hier nicht aus den dunklen Winkeln meines Schlafzimmers zu bekommen: Nein Danke!
Interview with Dominic Wilcox about the “reinvention of normal”
The everyday in itself is quite dull. But creative people tend to give the everyday a lift, a surprise or a smile. They add something new to it. I like that. It is like a white sheet of paper for an artist. I use the everyday as a challenge for me to give it something more interesting. The everyday world is my canvas. I think it is very difficult to be creative when you’re in a really crazy environment. It is a bit like me if I go to a party: when there are lots of loud people, I go quiet. Because I don’t want to compete. And it’s the same thing with design. The context I work in starts quiet.
For this year’s TYPO conference, David Reitenbach and me sat down with speaker Dominic Wilcox to discuss some thoughts from his talk and some more general questions regarding the life as an inventor.
I’ve been a fan of his work since a friend gave me his book “Variations on Normal”, with the comment that “this guy is just as odd as you are”. Don’t forget to check out Dominic’s portfolio full of crazy, funny and light-hearted inventions.
Tretmiene Rabatte
Manchmal stehe ich wie ein alter Mann am Fenster und beobachte die Straße. Meistens mache ich das, während ich Zähne putze; ich bin also oft auch nur wenige Minuten am Fenster. Gerade steckte ich meinen Kopf mal wieder samt Zahnbürste raus in die Nacht und beobachtete:
Ein Mann, der den Gehweg entlang schlich, und aus seiner Tasche einen kleinen Gegenstand zückte. Er näherte sich der Rabatte, und plötzlich – das Gerät enttarnte sich als Mini-Taschenlampe – durchleuchtete er das Beet! Den ganzen Boden suchte er ab. Erst vermutete ich, dass er auf der Suche nach Pfandflaschen war, aber wer sucht denn in einem kargen Beet nach Flaschen? Nach einigem Zögern und Leuchten dann: steigt er einfach mitten hinein, hindurch, um die Tür seines Wagens zu öffnen, einzusteigen und loszufahren.
Als jemand, der selbst ständig in Hundehaufen tritt, konnte ich seine erst seltsam wirkende Vorsichtsmaßnahme plötzlich nur zu gut verstehen.